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Unterm Strich

Gestern berichteten wir auf der „Wahrheit“ über die Schließung einer Ausstellung in der westfranzösischen Stadt Angoulême wegen der angeblich obszönen Werke (Stichwort: 15 Meter langer hölzerner Spaghetti-Penis) des amerikanischen Bildhauers Paul McCarthy. Gewundert hat uns das ja nicht, Angoulême gilt in Frankreich als einer Art Hintertupfingen: Symbol tiefster Provinzilität. Gestern nun ist sie wiedereröffnet worden, allerdings erfolgt der Zutritt unter erschwerten Bedingungen: Unerschrockene müssen sich vorher anmelden und Minderjährigen bleibt der Zutritt gänzlich untersagt.

Familienfreundlich ist dagegen das Maiskunstwerk des deutschen Ökokünstlers Nils Udo, das bei Ortez (Südwestfrankreich) „geerntet“ wurde. Anläßlich des 500jährigen Jubiläums der ersten europäischen Maisernte hatte Udo eine gigantische Spirale aus fünfzehn verschiedenen Maisarten ausgesät. Die nun sorgsam geernteten roten, gelben und weißen Kolben verarbeitete er umgehend zu einem neuen Ökokunstwerk: als „Maisregen“ auf einem Holzturm inmitten der Spirale arrangiert sollen sie fürderhin als Fruchtbarkeitssymbole gelten. Die zugegebenermaßen viel unverfänglicher sind als so ein Spaghetti-Penis.

Dem Leipziger Schriftsteller Erich Loest ist aufgefallen, daß „Politiker nur in Wahlkampfzeiten den Kontakt zu Künstlern und Autoren suchen“. Wo er recht hat, hat er recht.

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