piwik no script img

Unterm Strich

Nach Karin Struck hat sich jetzt auch Lutz Rathenow vom Ullstein-Verlag „gelöst“, wie es in solchen Fällen heißt. Nicht erscheinen wird aus diesem Grund die Anthologie „Mein Jena“, für die Rathenow als Herausgeber und Vorwortler fungieren sollte. Der Verlag selber wiegelt, wie schon im Fall Struck, ab, indem er einen Sprecher verkünden läßt, mit Rathenow habe ohnehin nur eine „lockere Vereinbarung“ bestanden. Bei der Reihe „Autoren sehen ihre Stadt“, in deren Rahmen auch Rathenows „Mein Jena“ zum Zuge kommen sollte, sei eine „Wartepause“ vorgesehen. Um einen neuen Original-Rathenow wird das Lesepublikum dennoch nicht drumrumkommen. In Kürze erscheint im Berlin Verlag der Prosaband „Sisyphos“.

Die Hannoveraner Rockband „Die Dickmannz“ (Böhse Dickmannz, oder was?) darf sich fürderhin nicht mehr so nennen, da selbiges per Gerichtsbeschluß von dem Hersteller der „Super Dickmann's“- Riesenschokoküsse (so die politisch korrekte Bezeichnung), der in Halle/Westf. angesiedelten Firma Storck, untersagt wurde. Storck ließ über seinen Anwalt ausrichten, die Firma habe zwar „Sinn für Humor“, lasse sich aber „ungern auf den Arm nehmen, und das, obwohl Die Dickmannz (nach eigenen Angaben, aber es klingt glaubhaft) bei jedem Konzert auf eigene Kosten original Super Dickmann's verteilt haben. Stichtag für das Dickmannz-Verbot ist der 20.01.1994, 0.00 Uhr, wer danach noch den Namen widerrechtlich in den Mund nimmt, wird standrechtlich erschossen (oder so ähnlich). Die Ex-Dickmannz nehmen's nicht gar so tragisch, ist es doch nicht ihre erste Umbenennung: Schon zuvor war qua Gerichtsbeschluß aus „Die Dickmann's“ „Die Dickmannz“ geworden. Jetzt versucht die Band es mit „Die Diekmannz“. Für den Fall eines weiteren Verbots schlagen wir vor: „Die Dieckmannz“. Oder auch „Die Dieckmannz und die Niedeckenz“. Aber das gibt natürlich auch wieder Ärger.

Preise bekommen: 1. der österreiche Bundeskanzler Vranitzky den Aachener Karlspreis für Verdienste um den Europagedanken. Vranitzky: „eine große Genugtuung nicht nur für mich, sondern für das ganze Land“. 2. der Dramatiker Harald Kislinger (auch Österreich) den Else-Lasker-Schüler-Preis für das unuraufgeführte Stück „Höllenschlund, ein Männerfraß“. 3. die Schriftstellerin Grete Weil die Zuckmayer-Medaille des Landes Hessen (offenbar kein Geld- sondern ein Wein-Preis: in diesem Jahr ein Fäßsche 93er Nackenheimer Rotenberg, Riesling Spätlese).

Über das Treiben der Barockjünglinge von den Einstürzenden Neubauten wurde auf diesen Seiten schon des öfteren berichtet, aber das hier schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht: Alex Hacke, Gitarrist der E.N., macht jetzt bei Gianna Nannini mit! Er wird auf der im Februar erscheinenden CD „Dispetto“ zu hören sein (demnächst mehr, wohl oder übel).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen