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Unterm Strich

Bernd F. Lunkwitz, Chef des Aufbau-Verlags, wird nicht schlecht gestaunt haben, als seine Hausjuristen ihn darauf aufmerksam machten, daß sein eigener Verlag ihm ihrer Ansicht nach gar nicht gehört. Nachdem er sein Unternehmen für erneut 900.000 Mark ein zweites Mal gekauft hat, diesmal vom (einstigen DDR-)Kulturbund, dem „eigentlichen“ Eigentümer, will Lunkwitz die Treuhandanstalt wegen Betrugs anzeigen. Vorwurf: die Treuhand habe von den „wahren Besitzverhältnissen“ gewußt und ihn, Lunkwitz, „ins offene Messer rennen lassen“. Die zuständige Rechtsnachfolgerin der Treuhand, die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BVS), hat Lunkwitz bereits auf Schadenersatz verklagt, nachdem der Verlag, der noch rote Zahlen schreibt, durch die ungeklärte Eigentumsfrage in eine „kritische Phase“ geraten sei. Die BVS erklärte indessen, die Privatisierung sei rechtmäßig gewesen.

Am Sonntag hat die von der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Kreisbildstelle Oranienburg veranstaltete Reihe „Kintopp und KZ“ begonnen, in der Propaganda- und Spielfilme aus der NS-Zeit gezeigt werden, darunter auch der im April 1933 gedrehte „Dokumentarfilm“ „Die neuesten Aufnahmen aus dem Konzentrationslager Oranienburg“, mit dem Gerüchte über Greueltaten und menschenunwürdige Behandlung der Häftlinge zerstreut werden sollten, und „Unterhaltungsfilme“ mit Harry Piel. Ein Wunder, daß es darüber, ob man all das einfach so zeigen darf, noch keine „Kontroverse“ gegeben hat.

„Keine Sensation, aber eine Seltenheit“ stellt nach Ansicht von Büchner-Forscher Reinhard Pabst das Albumblatt dar, das er selbst in „ausländischem Privatbesitz“ entdeckt hat – was etwas nebulös klingt, was wiederum daran liegen mag, daß Pabst mit den Besitzern „vorläufiges Stillschweigen über den Fundort“ vereinbart hat. Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse soll die Schrift zusammen mit anderen Zeugnissen und Quellen im Inselverlag erscheinen. Das Albumblatt enthalte Angaben über Büchners persönliche Beziehung zu den Besitzern des Stammbuchs, sein Verhältnis zu Schiller sowie darüber, „wie er als Schriftsteller seine Metaphern entwickelt hat“. Die Geschichte Büchners muß wohl jetzt nicht neu geschrieben werden, wohl aber sind „einige Korrekturen am Büchner-Bild nötig“.

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