: Unterm Strich
Die gemeinsame Filmförderung von Berlin und Brandenburg hat von August 1994 bis Ende Juni 1995 knapp 53,7 Millionen Mark bewilligt. Von den insgesamt 189 geförderten größeren und kleineren Filmprojekten, Drehbüchern oder Vertriebshilfen erwartet die Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH nach den Worten ihres Intendanten Klaus Keil einen Umsatz in der Region von mehr als 90 Millionen Mark. Wie Keil am Donnerstag nachmittag vor Journalisten in Potsdam mitteilte, lag der Schwerpunkt der Fördermittelvergabe seit Gründung der Filmboard vor einem Jahr mit rund 38,3 Millionen Mark auf der klassischen Produktionsförderung. Für die Stoff- und Projektentwicklung wurden laut Jahresbilanz bis Ende Juli knapp 5,5 Millionen Mark sowie für Verleih-, Vertriebs- und Abspielhilfen über 4,9 Millionen Mark bewilligt. Auf Weiterbildungsseminare etwa für Regisseure oder Drehbuchautoren und andere Veranstaltungen entfielen rund fünf Millionen Mark. Insgesamt gingen in dem Zeitraum fast 400 Förderungsanträge im Gesamtvolumen von 120 Millionen Mark bei der Filmboard ein, der in diesem Jahr ein Förderetat von 35 Millionen Mark zur Verfügung steht.
Allein, was hilft's: Der Regisseur Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) hält die deutsche und die europäische Filmindustrie für im Aussterben begriffen. „Es wird immer mehr so sein, daß wir in Europa nur von einzelnen Filmen sprechen können, aber nicht von einer Filmindustrie“, sagte der Oscar-Preisträger am Freitag in einem dpa-Gespräch. „Es gibt eine blühende Fernsehindustrie, aber keine Filmindustrie“, urteilte der Babelsberger Studiochef. In Zukunft würden in Europa wahrscheinlich nur noch etwa fünf bis zehn größere Kinofilme im Jahr gedreht, wobei es sich um internationale Koproduktionen handeln werde. In diesen Produktionen liegt nach Ansicht des Regisseurs das Handicap des europäischen Films. Wie er es bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Der Unhold“ erlebe, entstehe durch vier verschiedene Sprachen am Set ein großer Reibungsverlust. Der Vorteil sei, daß man sich den besten Bühnenbildner aus Italien, den besten Kameramann aus Frankreich und die besten Musiker aus England zusammensuchen könne. „Wenn ich alle Posten deutsch hätte besetzen sollen, könnten wir diesen Film gar nicht drehen.“ Um die „nationale Identität“ solcher europäischen Koproduktionen hat Schlöndorff trotz der verschiedenen Einflüsse keine Angst. Auch von seinem neuen Film glaubt er: „Das Ergebnis wird unglaublich deutsch sein.“ (Darauf kannst du wetten!) Es sei immer wieder verblüffend, wie leicht sich die Nazi-Zeit rekonstruieren lasse. „Nur ein bißchen mehr Haare schneiden, und schon ist man in der Epoche. Die Gesichter sind dieselben geblieben.“ Aber: „Früher war es ganz unmöglich, einem französischen Team polnische Küche zuzumuten, das geht jetzt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen