: Unterm Strich
Bei solch donnerhallenden Reden wird vergessen, was eine Messe über Bücher zuvörderst leisten soll: Verkäufe. Und daß Österreich Schwerpunkt ist, wobei Premier Vranitzky gar nicht erst zur Eröffnung angereist kam. Außerdem ist die Zahl der Verlage, die auf der Buchmesse CD-Rom, Online-Dienste und andere neue Medien anbieten, in diesem Jahr auf 1.229 gewachsen – das entspricht einem Anteil von 20 Prozent. Insgesamt präsentieren bis kommenden Montag 6.497 Verlage aus 97 Nationen rund 330.000 Titel, darunter 93.000 Neuerscheinungen. Das will alles gelesen werden.
Das Kultusministerium von Sachsen-Anhalt hat für die Lutherstätten in Eisleben und Wittenberg die Aufnahme in die Weltkulturerbeliste der Unesco beantragt. Der Antrag umfaßt das Geburts- und das Sterbehaus des Reformators in Eisleben sowie die Lutherhalle, die Stadtkirche und die Schloßkirche in Wittenberg. Vorgeschlagen wird außerdem das Wohn- und Sterbehaus Philipp Melanchthons, des engsten Freundes und langjährigen Mitarbeiters von Martin Luther. Die Wittenberger Stadtkirche war die Hauptpredigtkirche Luthers, am Nordportal der Schloßkirche schlug der Reformator am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an.
Die Berliner Zeitung hat mal wieder fünf mit jeweils 10.000 Mark dotierten Kritikerpreise ausgelobt, über die eine Jury aus vier JournalistInnen, einem Festspielbeamten und einer Kabarettchefin zu entscheiden hatten. So wurden also – durchaus einsichtig, durchaus präzise – die SchauspielerInnen Martin Wuttke, Dagmar Manzel und Sophie Rois für Einzelrollen belobigt, Harry Kupfer für seine Regiearbeit an der Komischen Oper, und Cora Frost und Tim Fischer für ihre Nachwuchstätigkeit im Bereich Kleinkunst (nicht was Sie schon wieder denken!) geehrt. Nur Harald Juhnke, der wurde für nichts Geringeres als sein „Gesamtkunstwerk“ ausgezeichnet. „Für sein Gesamtkunstwerk“? Da ist doch was falsch. „Als Gesamtkunstwerk“ muß die Begründung lauten – die im übrigen endlich durchschaubar macht, was eine Jury am meisten überzeugt: daß einer regelmäßig umfällt und sich doch wieder berappelt; daß er sich mit Taxifahrern prügeln kann und ihn die Berliner trotzdem lieben; daß er mal durch den Bildschirm torkelt und trotzdem noch gute Rollen bekommt. Gesamtkunstwerk Juhnke – ein Phänomen. Wirklich gut entschieden.
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