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Unterm Strich

Salman Rushdie hat der Bundesregierung vorgeworfen, nicht genug für die Aufhebung der „Fatwa“ gegen ihn zu tun. In einem Interview mit dem Spiegel beklagte Rushdie, daß Bonn seine guten Beziehungen zu Teheran bislang nicht für ihn eingesetzt habe. Wenn die „Deutschen ernsthaft entschlossen wären, das Problem zu lösen, dann könnten sie es auch“, meinte der Schriftsteller. Es gehe nicht allein um sein persönliches Schicksal, sondern um „nichts geringeres als die Frage, ob eine fremde Macht einfach Bürger europäischer Ländern bedrohen darf“. Rushdie stellt einige Fragen, deren Beantwortung ohne Zweifel interessant wäre: „Ich weiß seit langem, daß Deutschland den Schlüssel zur Lösung dieses Problems hat. Deutschland unterhält mehr Wirtschaftsbeziehungen zum Iran als jeder andere europäische Staat. Ich muß mich fragen, warum eigentlich? Warum gibt es in Ihrem Land diese geradezu begeisterte Unterstützung für dieses Regime?“

Ansonsten Preise, Preise, Preise: Zuerst konnte man sich kaum vor eine Leinwand wagen, ohne der guten Katja Riemann zu begegnen. Jetzt wird sie mit Filmpreisen gesteinigt. Zuerst der Bayerische, jetzt auch noch der Ernst-Lubitsch-Preis. Die Begründung: Riemann hätte in mehreren Filmen eine „gleichbleibende Leistung von gescheiter Komik und eigenständiger Komödiantik“ geliefert. Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, kriegt man was für sein Geld. Der Satz immerhin findet unsere Zustimmung: „Man schaut ihr einfach gern zu.“

Deutsche Wertarbeit auch andernorts: Die richtig tollen, glamourösen Oscars werden zwar erst Ende März verliehen, vorher aber ist schon klar, daß sich zwei deutsche Firmen freuen dürfen. Arnold und Richter werden in der Sparte „Scientific and Engineering“ für die Entwicklung der Arriflex- 535-Kameraserie ausgezeichnet. Spitze beim „Technical Achievement“ ist die Münchner Präzisionsentwicklung Denz mit einer flackerfreien Farbvideokamera.

Und dann noch Golden Globes: Den Regiepreis gab's für Mel Gibson und sein „Braveheart“. Beste SchauspielerInnen im Bereich Drama wurden Sharon Stone („Casino“) und Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“), bei den Komödien gewannen Nicole Kidman („To Die For“) und John Travolta („Get Shorty“). Bester ausländischer Film: „Les Misérables“. Den Rest sparen wir uns.

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