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Unterm Strich

Seit 1969 hat das Rembrandt Research Project, ein Expertenteam in Amsterdam, jedes dritte vermeintliche Werk des großen holländischen Malers abgeschrieben. Der Schätzwert der Gemälde fiel über Nacht zum Teil um 90 Prozent. Doch nun hat der heutige Leiter des Projekts, Ernst van de Wetering, erstmals ein vor Jahren als Schülerwerk eingestuftes Gemälde wieder als echtes Werk Rembrandts anerkannt. Das „rehabilitierte“ Bild heißt „Alter Mann mit Bart und Mütze“ und hängt zur Zeit in der Ausstellung „Rembrandt & Van Vliet“ im Amsterdamer Rembrandthaus. Van de Wetering hatte es immer schon für ein Werk des Meisters selbst gehalten und seine Argumente dafür auch veröffentlicht, war aber 1982 von den vier anderen Mitgliedern des Projekts überstimmt worden. Inzwischen sind seine ehemaligen Kollegen im Ruhestand, van de Wetering forscht mit jüngeren Mitarbeitern weiter.

Der Kupferstecher Jan van Vliet hatte das Bild 1634 kopiert und die Notiz „Rembrandt inventor“ angebracht – ein Hinweis auf dessen Urheberschaft. 1982 waren die Experten des Research Project dennoch nicht davon überzeugt, daß das Gemälde wirklich von Rembrandt stammt. Sie glaubten, daß van Vliet das Bild eines Rembrandt-Schülers nachgezeichnet hatte. „Heute wissen wir jedoch, daß Rembrandt und van Vliet um 1634 noch eng zusammenarbeiteten“, sagt van de Wetering. Im Katalog zu der Ausstellung im Rembrandthaus wird das Gemälde nun wieder als Rembrandt- Werk ausgewiesen. Manche Museen dürften das mit einiger Schadenfreude zur Kenntnis genommen haben. Sie sind zum Teil nicht gut auf die holländischen Experten zu sprechen, etwa der Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York, Philippe de Montebello: „Seine Autorität ist zweifelhaft, aber die Presse interpretiert seine Meinung, als ob Gottvater mit einem Urteil aus dem Himmel gestiegen wäre.“

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