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Unterm Strich

Noch mehr Lesefrüchte: Im Rolling Stone führten die Schriftsteller Thomas Palzer, Alfred Hackensberger und Franz Dobler ein Gespräch über „das Leben als Schriftsteller in Deutschland“: „Wie steht es um die sogenannte Gegenöffentlichkeit wie die taz?“ – „Die fällt ja auf den selben Mist rein wie alle Medien, sie verhält sich so wie Österreich zu Deutschland: Sie hat immer das Gefühl: Scheiße, wir verpassen was. Wir machen nicht, was Die Zeit auch macht.“ – „Die taz hat ein Talent, was Literatur betrifft, nahezu alles Interessante nicht zu besprechen, einfach auszulassen. Beobachte ich auch...“ Niedlich, diese Vorstellung vom hechelnden taz-Redakteur bei der Zeit-Lektüre. (Wäre es nur so!) Darf man diese „Beobachtungen“ zum Teil auf die schmerzliche Tatsache zurückführen, daß die drei beteiligten Autoren mit ihren letzten Werken bei uns nicht besprochen wurden? Wohl doch mindestens ein wenig? Es wird uns ein Vergnügen sein, bei Gelegenheit zu zeigen, daß sich dahinter keine Boykottstrategie verbirgt.

Den Rücktritt des designierten künstlerischen Leiters der Baden-Badener Festspiele, Wolfgang Gönnenwein (Vgl. taz von gestern), hat Festspielinitiator Ermano Sens-Grosholz gefordert. „Zu Festspielen mit Weltniveau gehört ein musikalischer Leiter mit Weltruf, keinesfalls aber einer, der mit steuerlichen Verfehlungen belastet ist“, sagte Sens-Grosholz. Der Baden-Badener Kunstmäzen reagierte damit auf ein Urteil des Stuttgarter Landgerichts, das Gönnenwein am Mittwoch wegen Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug zu einer Geldstrafe von 96.000 Mark verurteilt hatte. Nach Meinung von Sens-Grosholz hätte Gönnenwein angesichts der Prozesse den Baden-Badener Posten erst gar nicht antreten dürfen. „So kann man kein Festspielhaus aufbauen.“ In Baden-Baden entsteht für über 120 Millionen Mark eines der größten Festspielhäuser Europas.

Der Gründer des Econ-Verlags, Erwin Barth von Wehrenalp, (Ermano Sens-Großholz, Erwin Barth von Wehrenalp – echt klasse Namen heute, und dann auch noch echt!) ist im Alter von 84 Jahren in Paris gestorben. Wie der Econ-Verlag am Freitag in Düsseldorf mitteilte, starb Barth bereits am vergangenen Sonntag. Mit seiner Verlegertätigkeit seit den Nachkriegsjahren erwarb sich der in Dresden geborene Arztsohn den Ruf eines „Vaters des populären Sachbuchs“. Titel wie Packards „Geheime Verführer“, Rudolf Pörtners Archäologiedauerbrenner „Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit“ oder Erich von Dänikens umstrittenes Buch „Erinnerungen an die Zukunft“ machten den Düsseldorfer Verlag bekannt.

Die letzten Gedichte von Ossip Mandelstam, die in den „Woronescher Heften“ versammelt sind, stehen im Mai an der Spitze der SWF-Bücher-Bestenliste. Das Werk ist im Amman Verlag (Zürich) erschienen. Zweiter: Jean Paul, „Ideen-Gewimmel“ (Eichborn).

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