: Unterm Strich
In der Lebkuchenstadt Nürnberg wird vom 2. bis 4. August die 21. Ausgabe des sogenannten Bardentreffens stattfinden. Und da das spezifisch Deutsche im Deutschen wieder mächtig im Kommen ist, hat man sich, wie das Nürnberger Presse- und Informationsamt mitteilt, „nach Jahren der internationalen Orientierung wieder der deutschen Sprache besonnen“. Deshalb werden in diesem Jahr eine „Vielzahl von unbekannteren, aber um so kreativeren Gruppen des gesamten deutschsprachigen Raums“ auftreten. Wir sagen bravo, Nürnberg, in der Provinz muß endlich Schluß sein mit Kauderwelsch und Überfremdung.
Die Querelen um das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) und seinen Generalsekretär Klaus Daweke haben eine neue Dimension erreicht. Die IfA-Mitgliederversammlung sprach am Donnerstag abend in einer nichtöffentlichen Sitzung dem Vorstand mit einer deutlichen Mehrheit das Mißtrauen aus. Das Institut war in den vergangenen Monaten immer wieder in die Kritik geraten. IfA-Chef Daweke war wiederholt unkorrektes Finanzgebahren, Günstlingswirtschaft, Veruntreuung von Steuergeldern und sexuelle Belästigung von Mitarbeitern vorgeworfen worden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts der Untreue. Daweke, früher CDU-Bundestagsabgeordneter, hatte in internen Stellungnahmen die Vorwürfe stets zurückgewiesen. In den vergangenen Monaten hatte es drei Krisensitzungen der IfA-Aufsichtsratsgremien gegeben, bei denen die Vorwürfe gegen den Generalsekretär erörtert worden waren. Nach Ansicht der Gremien war die Beweislage für eine Kündigung Dawekes jedoch „zu dünn“. Auch eine Ablösung Dawekes aufgrund der „Zerstörung des Vertrauensverhältnisses“ hatte der Verwaltungsrat des IfA abgelehnt. Ob der Vorstand, der am Freitag nachmittag an die Öffentlichkeit treten wollte, nach dem Mißtrauensvotum zurücktritt, ist noch unklar. Grünen-Bundestagsabgeordneter und IfA-Mitglied Rezzo Schlauch erklärte nach dem Mißtrauensvotum: „Wenn die Vorstandsmitglieder noch für fünf Pfennig Ehre in den Knochen haben, dann räumen sie das Feld und machen den Weg frei für einen Neuanfang.“ Vorstandsmitglied Bernd Graf zu Dohna sagte dagegen, der Vorstand habe gute Arbeit geleistet. Er werde deshalb nicht zurücktreten. Zugleich kritisierte Graf zu Dohna den seiner Ansicht nach „undemokratischen“ Verlauf der Mitgliederversammlung. Daweke wollte zu den neuerlichen Vorwürfen vorerst nicht Stellung nehmen. Das Institut ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Der für eine Kultureinrichtung stattliche Etat von rund 25 Millionen Mark im Jahr wird zu 95 Prozent vom Auswärtigen Amt bestritten. Der Verwaltungsrat wählt den Vorstand des Instituts. Auf Antrag des Vorstandes bestellt und entläßt der Verwaltungsrat den Generalsekretär.
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