: Unterm Strich
Der französische Kultusminister Philippe Douste- Blazy, der bekanntermaßen seine liebe Not hat, aus dem Schatten seines omnipräsenten und irgendwie barocken Vorgängers Jack Lang zu treten, soll bei einem von Le Monde organisierten Treffen zum Thema „Kulturpolitik in der Krise“ ziemlich unschön aus der Haut gefahren sein. Sein Zorn galt den – vor allem südfranzösischen – Bürgermeistern, die sich von der Pariser Zentralbehörde lossagen wollen und beispielsweise beschlossen, Bücher unliebsamer Autoren durch solche der extremen Rechten zu ersetzen. Da sieht man doch den Zentralismus wieder mit ganz anderen Augen! Douste-Blazy erklärte, er wolle demnächst ein nicht näher charakterisiertes Gesetz im Parlament einbringen, das den Pluralismus öffentlicher Bibliotheken sichern sollte. „Die extreme Rechte hat überhaupt keine Kulturpolitik, weil sie die Idee einer Kulturpolitik als solche ablehnt; dem Ultraliberalismus ist sie zu dirigistisch, und die extreme Linke hat ein instrumentelles Verhältnis zu ihr.“ Douste-Blazy sagte, er wolle sich für einen neuen „Sozialpakt“ (o je!) zugunsten der Kultur einsetzen. Dieser solle – o Schreck, o Graus! – die Kooperationsformen zwischen Künstlern und Institutionen festlegen. Douste-Blazy ließ es sich nicht nehmen, das französische Modell der Filmförderung den anderen europäischen Nachbarn als Modell anzudienen; also Protektionismus, Quoten, Abgaben, das ganze Programm.
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