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Unterm Strich

Viel Ehr in der Zeit der Reife. Charles Aznavour ist am Montag abend in Paris als bester französischer Interpret mit dem Victoire-Preis geehrt worden. Die Auszeichnungen im Bereich der Unterhaltungsmusik wurden zum zwölften Male vergeben. Für Aznavour ist der Victoire die zweite große Ehrung innerhalb von drei Tagen. Der 72jährige Künstler war erst am Samstag mit einem Ehren-César für sein Lebenswerk als Schauspieler ausgezeichnet worden. Zur besten Interpretin wurde die Chansonsängerin Barbara gekürt. Die 66jährige hatte 1996 erstmals nach 16 Jahren wieder eine Platte mit neuen Liedern aufgenommen. Die Auszeichnung in der Kategorie „Bestes Chanson“ ging an das Lied „Aisha“ des algerischen Sängers Khaled.

Viel Feind, viel Ehr. Mit seinem Kreiselmodell, das Sparkarussell der Berliner Kulturpolitik, hat Berlins Kultursenator Peter Radunski sich einen immer wiederkehrenden Watschenmann aufgebaut. Es sei unmöglich, bei den Kürzungen dem künstlerischen Anspruch gerecht zu werden, sagte der Generalintendant der Deutschen Oper, Götz Friedrich, am Montag abend beim Forum Hauptstadtkultur in Berlin. „Diese Quadratur des Kreises ist nicht zu leisten.“ Die Zuschüsse für die drei Häuser – die Deutsche Oper, die Staatsoper Unter den Linden und die Komische Oper – sollen bis 1999 im Vergleich zu 1994 um ein Viertel gekürzt werden.

Friedrich kritisierte Radunskis Absicht, den drei Häusern ihr künstlerisches Profil vorschreiben zu wollen. Dies sei vielmehr Aufgabe der künstlerischen Leiter, die sich aufeinander abstimmen und so einen reizvollen Akkord der drei Opernhäuser schaffen müßten, sagte Friedrich. Der Intendant der Staatsoper Unter den Linden, Georg Quander, warf dem Kultursenator vor, die Kunst mit einem Wirtschaftsunternehmen gleichzusetzen. „Kunst wird nicht von Managern gemacht, sondern von Künstlern.“ Die drei Berliner Häuser sollen in diesem Jahr mit rund 240 Millionen Mark vom Land unterstützt werden. Dies sei weit mehr, als jede andere deutsche und europäische Stadt für ihre Opern ausgebe, erklärte Radunski. Ferner wurde von den Opernvertretern die Richtigkeit der Statistik bestritten, da bei einem Vergleich der Opernhäuser unter anderem die Größe der Spielstätten und die Auslastung in Betracht gezogen werden müssen.

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