: Unterm Strich
Boris Jelzin wird das von ihm abgelehnte sogenannte Beutekunst-Gesetz in der gesetzlich genannten Frist bis Mittwoch unterzeichnen und damit in Kraft setzen. Erst danach könnten Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf Kreml-Sprecher Sergej Jastrschembski. Mit dem „Beutekunst-Gesetz“ hatte der russische Föderationsrat am vergangenen Mittwoch die im Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion abtransportierten deutschen Kunstschätze – gegen Jelzins Veto – zu russischem Eigentum erklärt. Nach Worten des Sprechers ist es am wahrscheinlichsten, daß Jelzin das Verfassungsgericht anruft. Am Freitag war bereits der Auftrag erteilt worden, eine entsprechende Vorlage vorzubereiten. Jastrschembski schloß jedoch auch andere juristische Möglichkeiten als den Gang vor das Verfassungsgericht nicht aus. Er nannte die Schaffung einer russisch-deutschen Stiftung unter gemeinsamer Leitung von Präsident Boris Jelzin und Helmut Kohl. Wie immer war man bei der Wortwahl äußerst bedächtig. Jastrschembski vermied bei seiner Einlassung den russischen Begriff für Eigentum.
Die documenta will eine Fotoausstellung über Beuys während ihrer eigenen 100 Ausstellungstage von Juni bis September verhindern. Der Kunstmanager Robert Amos hat für diesen Zeitraum einen rechtmäßigen Mietvertrag für das Foyer des Kasseler Staatstheaters direkt neben dem Fridericianum und plant dort den Weltstart der Wanderschau „Beuys in Bildern – Fotografische Lebensstationen“. Die nicht abgesprochene Ausstellung über die zentrale Figur vergangener documentas beeinträchtige und verwässere die Konzeption der künstlerischen Leiterin Catherine David, sagte documenta- Geschäftsführer Bernd Leifeld. „Ich hoffe auf die Vernunft der Beteiligten, diese Ausstellung erst zu einem späteren Zeitpunkt in Kassel zu zeigen“, so Leifeld diplomatisch – und wohl unrealistisch. Kenner der Kasseler Lage rechnen mit einem Rechtsstreit.
„Nach Saison“, die Mostar-Dokumentation von Pepe Danquart und Mirjam Quinte, ist von der Jury der Evangelischen Filmarbeit als „Film des Monats Mai“ empfohlen worden. Der über mehrere Jahre in Mostar gedrehte Film zeige eindringlich den All-
tag und die „Wirrnisse des Nachkriegslebens“.
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