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Unterm Strich

Das Berliner Metropol-Theater ist in der Bredouille. Zwar wird man die Spielzeit am kommenden Freitag mit der Lehár-Operette „Das Land des Lächelns“ beenden können, aber ob das Haus nach der Sommerpause wieder öffnen wird, ist ungewiß. Noch hat der Senat kein Konzept, um einen Weiterbetrieb des Theaters ab Oktober zu ermöglichen, bei dem auch der bisherige Intendant René Kollo künstlerisch mitwirken könnte, aber nicht mehr die geschäftliche Verantwortung trägt. Kollo hatte vor etwa drei Wochen dem Land Berlin seinen 75prozentigen Gesellschafteranteil an der Metropol GmbH zum Rückkauf angeboten. Nach Ansicht des Betriebsrates könnte dies eine Zwangsvollstreckung, die ostdeutsche Variante des Konkurses, zur Folge haben. Berlin lehnte Kollos Angebot ab. Das Land ist aber, wie Kultursenator Peter Radunski (CDU) mehrfach betonte, an einem Erhalt des Hauses am Bahnhof Friedrichstraße, wo auf alle Fälle weiterhin Operette gespielt werden sollte, interessiert. Nach Einschätzung aus Senatskreisen wird der künftige Geschäftsführer zur Kostensenkung um eine deutliche Verringerung der bisher 380 Mitarbeiter an der Bühne nicht herumkommen. Laut dpa erwartet der Sprecher der Senatskulturverwaltung, Axel Wallrabenstein, in der Woche nach dem Spielzeitende eine Entscheidung.

In Weimar ist am Wochenende ein Brandanschlag auf die Installation „Tulipamwe“ von Torsten Schlüter verübt worden. Schlüter hatte seine Arbeit auf dem Goetheplatz aufgestellt. Einigermaßen bestürzt erklärte der Künstler: „Der Umgang mit fremder Kultur ist letztendlich auch Ausdruck unserer eigenen Kultur.“ Der Anschlag in Weimar sei ein Gradmesser für die Höhe von Hemmschwellen. Erst am Freitag abend wurde die Installation „Tulipamwe“ mit einer Performance, in der ein Boot als Botschaftsüberbringer der afrikanischen Kultur in die europäische gezeigt wurde, eröffnet. In der als Gesamtkunstwerk angelegten Inszenierung sollte das Boot als Ursymbol für Fortbewegung stehen, das Menschen an ihre eigenen Wurzeln erinnert. Ursprünglich war geplant, daß das Kunstwerk aus Holz und Leinwand in der Weimarer Partnerstadt Blois bleibt, wo die Arbeit als nächstes gezeigt werden soll. Nach dem angerichteten Brandschaden von 25.000 Mark sind jedoch nur noch Teile übrig.

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