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Unterm Strich

Ein weiterer Fall aus der Sparte Schneller schreiben oder eine wundersame Vorhersehung tragischer Ereignisse? Der New Yorker Verlag Little, Brown and Co. hat noch am Tag der Ermordung von Gianni Versace die Verhandlungen über eine Biographie über den Modedesigner abgeschlossen. Das Buch soll unter dem Titel „Undressed: A Biography of Gianni Versace“ Anfang nächsten Jahres erscheinen. Die Vertragsverhandlungen mit dem englischen Autor Christopher Mason seien schon im Juni aufgenommen worden. Versace war also schon vor seinem Tod biographieverdächtig.

Wer sich die Kulturseiten dieser Ihnen vorliegenden Zeitung vom 17. Juli genau angesehen hat, der konnte den leichten Blickkontakt zwischen dem Modell Versaces (bildtechnisch scharf) und Jörg Fauser (eher unscharf) bemerken, dessen 10. Todestag zu bedenken war. Leider war die Liste der lieferbaren Titel des mittlerweile kultig verehrten Popkrimi-Autors unvollständig. Dementsprechend standen die Telefone nicht mehr still. Im Augsburger Maro Verlag gibt es noch immer die schmale (76 Seiten) „Harry Gelb Story“ für bescheidene 10 Mark. Im Paria Verlag gibt's darüber hinaus noch Briefe unter dem Titel: Ich habe eine Mordswut.

Wo wir schon bei Morbidem und Nachzurufendem sind: Die derzeitige Wetterlage droht nicht nur Polen und Frankfurt (Oder) zu fluten, sie macht darüber hinaus auch den Großmeistern des geschriebenen deutschen Worts, Goethe und Schiller, sehr zu schaffen. In der Fürstengruft auf dem Historischen Friedhof in Weimar seien in den letzten Tagen starke Temperaturschwankungen und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent aufgetreten. Deshalb habe die Gruft, in der sich die Särge von Goethe und Schiller befinden, geschlossen werden müssen, teilte die Stiftung Weimarer Klassik mit. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wolle man versuchen, die Klimawerte in der Gruft künstlich zu stabilisieren, hieß es. Danach werde die historische Grabstätte wieder für Besucher zugänglich gemacht.

Nehmt als Dokument des Lebendigen noch dies: Wim Wenders hat seinen neuen Film, „The End of Violence“, der auf dem Jubiläumsfestival in Cannes gezeigt und von der Kritik heftig verrissen worden war, noch einmal umgeschnitten. Der Film soll am 27. November in deutsche Kinos kommen.

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