: Unterm Strich
Immer schön langsam mit den scheuen Pferden. Zu Zurückhaltung im deutsch-russischen Streit über die sogenannte Beutekunst hat der stellvertretende Vorsitzende der SPD, Wolfgang Thierse, aufgerufen. Im Sinne des Völkerrechts sei Deutschland mit seiner Rückgabeforderung formal im Recht, jedoch mit einer gewissen „moralischen Bürde“, sagte der SPD- Kulturexperte am Mittwoch im Südwestfunk. Deutsche Truppen hätten erhebliche Zerstörungen und Verbrechen in Rußland angerichtet. Wenn man dies ernst nehme, sollte man sich mit allzu scharfen und forcierten Kommentaren und Einmischungen ein bißchen zurückhalten, betonte Thierse. Wichtiger sei im Moment, daß die Kunstwerke öffentlich gesehen werden könnten und gepflegt würden. Für eine „sehr sympathische Idee“ hält Thierse, eine deutsch-russische Kulturstiftung einzurichten, mit deren Hilfe die Kunstwerke wechselweise in Deutschland oder Rußland zu sehen sein könnten. Diese Möglichkeit würde „eine Perspektive in die Zukunft“ ermöglichen. Bei der endgültigen Klärung des Rechtsstatus könne man dann gelassener sein. Thierse plädierte ferner für ein eigenes Kultur-Ressort in der Bundesregierung, um internationale Verhandlungen zu erleichtern. Es sei sinnvoll, die Kompetenzen des Bundes so zu bündeln, daß „jemand verhandeln und entscheiden kann“, damit Kultur auf Bundesebene nicht nur fünftes Rad am Wagen sei.
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