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Unterm Strich

Meldungslage mau. Wir sehen es kommen. Bald wird es nur noch ein einziges Thema geben: Christoph Schlingensief (siehe auch Tagesthema Seite 3). Und die Philologie zieht mit! Schon jetzt rufen Leute an, die Diplom- und sogar Doktorarbeiten über den Christoph schreiben („Zur Neubestimmung des politischen Theaters bei Christoph Schlingensief“) und den Eventcharakter mit der Theaterredakteurin diskutieren wollen. Wird bloß schwer, das bewegte Objekt zu fixieren.

„Beiliegend ein Gedicht. Es gibt meine Eindrücke von der Love Parade wieder. Vielleicht ist ja ein Abdruck denkbar“, schreibt Leser Wolfgang Zimmermann aus Dessau. Na klaro! „Gräulich-blauer Himmel/ Wolken stören kaum/ Bedecken nur die Sonne// Steil die Siegessäule/ Greift in wogene [?!] Busen/ Lächerlich verzerrt// Kennmarken an den Armen/ In grellen, feuchten Lichtern, Die Ampeln auf rot- gelb// Dazu/ Gepiercte Zungen und/ Nacktsein nur for fun// Oben auf der Säule/ Sitzt so einer/ Mit Stern/ In goldenen Stiefeln/ Und sieht/ Nur breites Wogen“. Das Werk hat den Titel „Love Parade oder Ist Westbam eigentlich schwerhörig?“

Jetzt kommt's aber: In einem moorigen Seitenarm der Schlei bei Schleswig haben Experten des Archäologischen Landesamtes neun Schiffswracks aus dem 30jährigen Krieg geortet. Maximal zwei der zwischen zehn und 16 Meter langen hölzernen Segler, die voraussichtlich noch mit Kanonen bestückt sind, sollen aus dem Tegelmoor geborgen werden, bestätigte am Donnerstag der Archäologe Willi Kramer vom Landesamt in Schleswig einen Bericht des Flensburger Tageblatts. Der Fund von Resten einer kriegsmäßig ausgerüsteten Flotte aus dem 17. Jahrhundert sei in Europa einzigartig. Die wahrscheinlich um das Jahr 1628 versenkten Schiffe wurden bereits im Winter 1996 entdeckt, sagte der Archäologe. Die zwischenzeitliche Auswertung von Holzteilen habe die genauere Datierung ergeben. Danach dürfte es sich bei den Kanonenbooten um die Flotte des Herzogs von Schleswig und Holstein Friedrich III. (1597–1659) handeln, der auf Schloß Gottorf in der Nähe des Schiffsfundortes residierte. Erste Spuren der Schiffe waren 1818 und 1859 gesichtet und aufgezeichnet worden. Diese Dokumente wurden von Kramer gefunden und ausgewertet.

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