: Unterm Strich
Bundesrepublikanische Staatskunst Bonner Provenienz schlägt Beamtenapparat von ebenda. Jedenfalls in Sachen Beweglichkeit. Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der bekanntlich aus hygienischen Gründen lieber auf ein Holocaust-Mahnmal verzichten möchte, hat sich dafür eingesetzt, daß die Skulptur „Two Large Forms“ von Henry Moore von Bonn mit in die neue Hauptstadt umzieht. In einem Brief habe Schmidt Jungbundeskanzler Gerhard Schröder dazu aufgefordert, die vor dem Bonner Kanzleramt plazierte Arbeit mit nach Berlin zu nehmen. Das Werk sei in den 70er Jahren „auf meine sorgfältige, umfangreiche Bemühung hin“ vor dem Kanzleramt aufgestellt worden und seither fast täglich im Fernsehen zu sehen. Dadurch sei es „inzwischen ein Symbol für die zentrale Regierungsgewalt in Deutschland geworden“, erklärte Schmidt, ein besseres Symbol „als der Hoheitsadler dynastischer, preußischer und Reichs- Tradition“. Deshalb solle die Skulptur in Berlin „einen genauso würdigen Platz“ bekommen wie in Bonn, „am besten in Verbindung mit dem neuen Kanzleramt“. Zu einem Konflikt der letzten beiden SPD- Kanzler wird es deswegen aber wohl nicht kommen. Wie der Stern berichtet, kommt Schröder die Bitte des bald 80jährigen Schmidt als Argumentationshilfe gelegen. Schröder wolle die Moore-Skulptur in Berlin auch nicht missen. Die neue Symbolpolitik geht ihren Weg.
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