: Unterm Strich
Um die von der Erinnerung in Geschichte übergehende Vergangenheit wird nicht nur mit Moralkeulen gekämpft. Polens Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski hat sich für eine rasche Einigung über die im Zweiten Weltkrieg geraubten oder ausgelagerten Kulturgüter ausgesprochen. Dazu sollten Anfang kommenden Jahres deutsch-polnische Verhandlungen auf Spitzenebene aufgenommen werden, sagte Kwaśniewski in Potsdam am Rande des zweiten Deutsch-Polnischen Europagesprächs. In eine Vereinbarung zur sogenannten Beutekunst müßten aber auch Rußland, die Ukraine und andere Länder einbezogen werden, fügte das Staatsoberhaupt hinzu. Er könne sich eine Lösung vorstellen, die geraubten Kunstschätze an die Besitzer rückzuübertragen, sie aber weiter in Ausstellungen und Museen öffentlich zugänglich zu machen. Im Vorfeld seiner Potsdam-Visite hatte Kwaśniewski die Rückgabe der berühmten Berliner Bibliothek an Deutschland in Aussicht gestellt. Die Sammlung mit Originalpartituren von Bach, Beethoven und Mozart war im Krieg nach Schlesien ausgelagert worden und durch die Grenzverschiebung in polnischen Besitz gelangt. Erst 1981 hatte Warschau die Existenz der Sammlung bestätigt und für Forscher freigegeben.
Warum fällt einem in diesen Tagen zu allem immer nur Walser ein? Selbst bei einer harmlosen Meldung wie dieser: Für die 15. bundesweite Aktion „Das lesende Klassenzimmer“ 1999 heißt es: „Helden – bitte melden!“ Kinder der ersten bis achten Klassen sind aufgefordert, gemeinsam ein Buch über phantastische, komische, tragische oder eingebildete Heldinnen und Helden zu lesen und sich zur Projektarbeit anregen zu lassen, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit. Eine Art Sichtungswettbewerb für kommende Friedenspreisträger. Walsers eben. Einsendungen an den Börsenverein bis zum 15.März 1999.
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