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Unterm Strich

Der Krieg geht in die vierte Woche und inzwischen hat jeder Schriftsteller, Intellektuelle und sonstwie zur öffentlichen Rede Befugte seine Chance oder auch bloß eine Unterschriftenliste genutzt. Andere sind dabei schon in der Revisionsphase. Gehen wir da ein bißchen mit. Peter Handke fühlt sich falsch zitiert. Die Überschrift eines Textes in der Süddeutschen Zeitung, „Aroma des Krieges“, gebe einen von ihm „halböffentlich“ gesagten Satz falsch wieder. Richtig und ganz öffentlich gesprochen hätte der Satz lauten müssen: „Ich bin hier, um das Land zu spüren.“ Ferner sei die Meldung, Handke sei zum „Serbischen Ritter“ geschlagen worden, eine Medienerfindung. „Das muß mir wohl im Schlaf passiert sein, im Sirenenklang.“ Mitbekommen habe Handke es dann erst durch die Zeitungsberichte. Das dichterische Wort, diese schmerzliche Erfahrung mußte Handke in den letzten Tagen machen, findet nicht die geschätzte Aufmerksamkeit. Das Gewicht der Welt wiegt schwerer und so manche fein gesetzte Phrasierung geht verloren.

Da ist es recht, daß an das unerschrockene Wort erinnert wird. Der katholische Theologe Hans Küng ist auf der Wartburg in Eisenach für sein Lebenswerk mit einem Preis gleichen Namens, nämlich das „unerschrockene Wort“ ausgezeichnet worden. Dafür gibt es 20.000 Mark, die von 12 Lutherstädten für Persönlichkeiten aufgebracht werden, die „wie einst der Reformer Martin Luther Zivilcourage bewiesen“ haben. Küng belobigte in seiner Dankesrede die Rolle der Kirchen während der friedlichen DDR-Revolution vor zehn Jahren.

Chinesische Probleme mit der Avantgarde: Eine Gruppe junger Künstler ist in Schanghai mit dem Versuch gescheitert, erstmalig einem breiten Publikum chinesische Avantgarde-Kunst zu präsentieren. Die ursprünglich für den Zeitraum vom 10. bis 25. April in einem Einkaufszentrum geplante Ausstellung „Art for Sale“ wurde nach den Angaben der Organisatoren auf Drängen der Schanghaier Behörden, so umschreibt man vorsichtig Zensur, bereits drei Tage nach der Eröffnung am Dienstag vergangener Woche abgebrochen. Den Veranstaltern sei nahegelegt worden, die Schau selber zu schließen, um mögliche Geldstrafen zu vermeiden. Die Schanghaier Presse hatte die Ausstellung als vulgär und obszön kritisiert.

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