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Unterm Strich

Er kann's nicht lassen: Was Peter Handke sein Serbien, das ist dem Schriftsteller Martin Walser die Frage der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Nun hat Martin Walser wieder das Wort erhoben. Auf einer Veranstaltung im Berliner Bezirk Treptow hat er die Berliner dazu aufgerufen, gegen das geplante Holocaust-Mahnmal in der Hauptstadt zu protestieren. Das berichtete Der Tagesspiegel. Die „Bürger von Berlin“ müßten über das Mahnmal das letzte Wort sprechen, der Bundestag habe dazu kein Recht, befand Walser. Das geplante Mahnmal sei eine „Kranzabwurfstelle“ und ein „fußballfeldgroßer Alptraum“, wiederholte er seine bekannten Vorbehalte. Daß ihm die ganze Richtung des öffentlichen Gedenkens nicht paßt, hat Walser bereits im letzten Jahr mit seiner vieldiskutierten Rede in der Frankfurter Paulskirche klargemacht. Das brachte ihm den Ruf ein, rechten Ressentiments Vorschub zu leisten – einen Ruf, dem er nun offenbar mit Nachdruck gerecht werden will. Will Walser ernsthaft Unterschriftenaktionen gegen das Holocaust-Mahnmal? O je, das wird wieder Ärger geben. Auf die Frage, wie er sich als Bundestagsabgeordneter in der Abstimmung Ende Juni verhalten würde, antwortete Walser jedoch ausweichend: „Da müßte ich mich besinnen, wie ich mich noch nie im Leben besinnen mußte.“ Das sollte er vielleicht wirklich mal – eine Besinnungspause einlegen.

Alle reden von der Hauptstadt Berlin, keiner von der deutschen Bücherhauptstadt. Dabei ist München bereits jetzt nach New York die zweitgrößte Verlagsstadt der Welt. Auch die Verlagsgruppe Ullstein und die Deutsche Verlagsanstalt (DVA) zieht es nach München, weiß die illustrierte Info-Broschüre Focus zu vermelden. Bereits in den nächsten Monaten wollen Ullstein-Taschenbuch, Propyläen, Quadriga, Gebrüder Mann, Sportverlag und Verlag der Gesundheit ihren Sitz aus Berlin verlegen, nachdem die Springer AG das Haus Ullstein erst kürzlich mit dem Münchner Verlag Goethestraße zusammengeschlossen hatte. Die DVA will in Bälde mit dem Engelhorn Verlag aus Stuttgart nachziehen.

In der ehemaligen Hauptstadt, in Bonn, ging derweil die Internationale Filmmusik-Biennale zu Ende. Der dabei erstmals vergebene Internationale Preis für Film- und Medienmusik ging dabei an die beiden Filme „Schwarze Katze, weißer Kater“ von Emir Kusturica und „Nichts“ von Dorota Kedzierzawska. Der Musiker Nelle Karajlic, Komponist für „Schwarze Katze, weißer Kater“, teilt sich damit den Hauptpreis mit seinem Kollegen Michal Lorenc, der die Musik zum polnischen Film „Nichts“ beisteuerte. Der Sänger Wasis Diop, von dem die Musik für den französischen Film „Das kleine Mädchen, das die Sonne verkaufte“ stammt, wurde mit einer lobenden Erwähnung bedacht.

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