kabinenpredigt : Untergetaucht
Die Wasserfreunde Spandau 04 müssen nicht immer deutscher Meister werden. So lautete vor wenigen Wochen die frohe Botschaft für die Konkurrenz der Berliner. Nach gut 13 Jahren löste der SV Cannstatt erstmals den Serienmeister aus der Hauptstadt bei der Vergabe des Titels ab. Doch gerade jetzt, da sich außerhalb Berlins alle über das Ende einer Ära freuten, haben die Cannstätter die Waffen gestreckt. Der schwäbische Verein kündigte am Freitag dem Deutschen Schwimmverband an, man müsse das Team wegen fehlender Sponsoren vom Spielbetrieb abmelden.
Die Berliner waren gerade dabei, aus ihrer Erfolgsstarre aufzuwachen. Hagen Stamm, der Manager der Mannschaft schimpfte, noch nie habe er so ein schlechteres Spandauer Team gesehen. Es müsse einiges in Frage gestellt werden. Die Kritik richtete sich erstmals vernehmbar nach innen. In den Jahren zuvor hatte man sich noch als nörgelnder Klassenprimus hervorgetan, der über die fehlende Konkurrenz klagte. Die anderen Vereine wären nicht motiviert genug und würden unprofessionell arbeiten, greinten die Spandauer. Sie langweilten sich am eigenen Erfolg. Man kann das verstehen, mussten sie doch in den letzten 27 Jahren 26 Meisterschaftsfeiern ausrichten. Jetzt, da der einzige ernst zu nehmende Herausforderer eingeknickt ist, droht wieder lähmende Langeweile. Nur ein Wunder könnte die Lage ändern, sagte der Cannstätter Vereinspräsident Dieter Junger. Und mit dem angekündigten Rückzug ist nun auch die halbe Nationalmannschaft auf der Suche nach einem Arbeitgeber. Es dürfte niemanden wundern, wenn der ein oder andere sich nur in Berlin wirklich gefordert sieht. Sie sollten aber nicht glauben, dass sie in einem absoluten Top-Team landen: Schließlich verloren die Spandauer in der letzten Saison in der Euroleague alle Spiele. Johannes Kopp