Der Wochenendkrimi : Unter die Haube
„Tatort: Bienzle und die große Liebe“, So., 20.15 Uhr, ARD
Beim „Tatort“ tritt nun nach und nach die alte Ermittlergarde ab. In der letzten Leipziger Episode wurde Kommissar Ehrlicher verdächtig von Herzstichen geplagt, und in der aktuellen aus Stuttgart bereitet Bienzle (Dietz-Werner Steck, Foto) einen Antrag an seine Langzeitlebensgefährtin Hannelore (Rita Russek) vor. Hochzeiten und Todesfälle, das ist bekannt, sind im Krimi-Metier ungefähr dasselbe. Gebrauchen kann man den Ermittler so oder so nicht mehr.
Bis der Heiratswille ausgesprochen werden kann, dauert es in dieser mit gewohnter schwäbischer Umständlichkeit inszenierten Folge (Buch: Felix Huby und Birgit Maiwald, Regie: Hartmut Griesmayr) aber ein schönes Weilchen. Denn erst hat die Erwählte keine Zeit für den Beziehungsfirlefanz, dann gerät sie in eine Entführung, die mit dem aktuellen Mordfall zu tun hat. Auf der Großbaustelle der neuen Stuttgarter Messe wurde ein Kranführer ermordet; unter Verdacht stehen sowohl militante Gegner des Bauvorhabens als auch ein serbischstämmiger Wachmann.
Am besten ist die Geschichte immer dann, wenn sie auf das zerbrechliche Eheglück des Security-Angestellten Milan Popov und seiner Frau (ein bisschen zu gut für den schwäbischen „Tatort“: Mišel Matičević und Katja Studt) fokussiert und die tragische Zwangsläufigkeit zeigt, mit der es vor die Hunde zu gehen droht. Dass sich immer wieder das Antragshickhack des ollen Ermittlers vor den Konflikt schiebt, stört eigentlich nur – genauso wie der Kurzauftritt des scheidenden SWR-Intendanten Peter Voß als Polizeipräsident. Aber was soll’s, der nächste „Tatort“ wird sowieso Bienzles letzter sein. Dann wird Hannelore wohl seinem Drängen nachgeben: unter die Haube und ab dafür. C. BUSS