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■ Nach dem Attentat der IRA in BelfastUnter den Trümmern von Shankhill Road

In einem Fischgeschäft explodiert eine Bombe. Zehn Menschen werden getötet, darunter wahrscheinlich auch ein IRA-Mitglied, und viele andere werden verletzt. Die Feinde der IRA, die Freiheitskämpfer von Ulster, drohen daraufhin einen ähnlich brutalen Gegenschlag an. Wahrscheinlich werden sie warten, bis die Toten dieses Anschlags unter der Erde sind. Und natürlich war die Bombe im Fischgeschäft nur die Antwort der IRA auf... Die Kette des Schlachtens scheint endlos.

Das ist noch nicht das Schlimmste. Die IRA hatte mit den Führern der Sozialdemokraten und der Labour Party darüber geredet, wie man die Gewalt vielleicht endlich beenden könnte. Gerry Adams, Vorsitzender von Sinn Féin, des politischen Flügels der IRA, hatte über Frieden gesprochen. Ist dieser Frieden, oder zumindest die Hoffnung auf Frieden, unter den Trümmern des Fischgeschäfts in der Shankhill Road in Belfast begraben?

Gerry Adams glaubt, die IRA schon allein dann zum Ende der Gewalt bewegen zu können, wenn die britische Regierung sich nur positiv über seine Gespräche mit den Parteiführern äußerte: „Ich bin gut vorbereitet, wie ich schon sagte, zur IRA zu gehen und eine Reihe von Vorschlägen zu unterbreiten, wie sie ihre Kampagne führen sollte.“ Seinen Worten schenkt man keinen Glauben. „Solche Worte klingen hohl nach dem Anschlag. Wir brauchen mehr als Worte“, meinte Cardinal Cahil Daly daraufhin.

Es stellen sich zwei Fragen: Glaubt man daran, daß es sich lohnt, die Friedensverhandlungen fortzusetzen? Und: kann Adams die IRA zu einem Ende der Gewalt überreden? Die Antwort auf die erste Frage ist: Ja. Gerry Adams und John Hume, der Führer der Sozialdemokraten, werden weiter Gespräche führen. Aber es gibt wenig Hoffnung, daß Adams die IRA überzeugen kann. Es ist unwahrscheinlich, daß die IRA je auf Adams gehört hat oder daß die Folgen des Bombenanschlags sie überhaupt kümmern.

Es ist aber auch unwahrscheinlich, daß Adams jemals in die Situation kommt, die IRA fragen zu müssen. Denn die britische Regierung – insbesondere nach dem Bombenanschlag im Fischgeschäft – fühlt sich keineswegs unter Druck, auch nur irgendeinen der Adams-Hume-Vorschläge ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

Egal was geschehen wird, das Töten wird noch schlimmer werden. In diesem Jahr haben Protestanten 30 Menschen getötet, die IRA 18. Selbst wenn man die Toten der Shankhill Road dazurechnet, sind das weniger tote protestantische Loyalisten auf dem Konto der IRA. Es wird weitere Anstrengungen für einen Frieden geben. Und die Kugeln und Bomben, egal ob von IRA oder den Loyalisten, werden auf sie warten. Desmond Christy

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