Kommentar: Unten durch
■ Bremens Ruf kann nicht schlechter sein
Bremens Wirtschaftspolitiker sind unschuldig. Auf alle Fälle wird man sich an der Weser die Hände in Unschuld waschen: Die EU in Brüssel ist schuld. Wenn schon das schreckliche Ende nicht zu vermeiden ist – und wie es zu vermeiden sein könnte, weiß seit Monaten niemand zu sagen – dann will man es wenigstens nicht gewesen sein und spendiert dafür ein paar weitere Millionenscheinchen.
Dumm nur, daß sich außerhalb der engen Landesgrenzen der Eindruck einer Wiederholungstäterschaft aufdrängt: Das Land Bremen leistete Geburtshilfe mit Millionen-Scheinen bei der Entstehung des Konzerns, sanierte mit Aufbau-Ost-Millionen die Bremer Staatsreederei Senator-Line, und als die Militär-Aufträge für den Vulkan zurückgingen und die 850 Aufbau-Ost-Millionen weg waren, da übernimmt das Land wieder direkt: kauft dem Vulkan einiges gegen Cash („Liquiditätshilfe“) ab, zeichnet illegale Risiko-Beihilfen und so weiter. Alles auf Kredit.
Im nächsten Jahr werden Bremens Finanz-Künstler in Bonn auflaufen und in voller Unschuld um eine Fortsetzung der Sanierungs-hilfen betteln wegen „unverschuldeter Haushaltsnotlage“ und so. Weil mit den ersten zehn Milliarden einfach keine Schulden-Reduzierung gelungen ist, trotz aller Anstrengungen.
Dann braucht nur ein Witzbold ein Schiff an die Wand zu malen, und alle werden lachen. Klaus Wolschner
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