Unruhen in Neukaledonien: Macron besucht Überseeterritorium
Frankreichs Präsident Macron reist nach Neukaledonien. Dort ereigneten sich nach umstrittenen Wahlreformen Unruhen, bei denen sechs Menschen starben.
PARIS ap | Der französische Präsident Emmanuel Macron reist am Dienstag in das von Unruhen geplagte Überseeterritorium Neukaledonien. Das teilte eine französische Regierungssprecherin mit. Der Besuch war zuvor nicht angekündigt gewesen. Eigentlich hätte Macron am Mittwoch in die Normandie im Norden von Frankreich reisen sollen.
Bei der am 13. Mai ausgebrochenen Gewalt in Neukaledonien sind mindestens sechs Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Die Unruhen ereigneten sich im Zusammenhang mit umstrittenen Wahlreformen. Die Nationalversammlung in Paris verabschiedete einen Gesetzentwurf, mit dem Bewohnerinnen und Bewohner, die seit mindestens 10 statt bisher 25 Jahren in Neukaledonien wohnen, bei Provinzwahlen abstimmen dürfen. Gegner der Maßnahme befürchten, dass damit Indigene weiter an den Rand gedrängt würden, die sich diskriminiert fühlen.
Die Inselgruppe Neukaledonien im Pazifik befindet sich zehn Zeitzonen von Paris entfernt, östlich von Australien. Die Reise Macrons signalisiert das Vertrauen der französischen Behörden, dass die Unruhen mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und Notfallmaßnahmen unter Kontrolle gebracht werden.
In Neukaledonien war es zu tödlichen bewaffneten Auseinandersetzungen, Plünderungen und Brandstiftungen gekommen. Frankreich erklärte in der vergangenen Woche den Notstand und entsandte 1.000 zusätzliche Sicherheitskräfte, nachdem die vorhandenen teilweise die Kontrolle über die Hauptstadt Nouméa verloren hatten. Die Ruhe kehre langsam nach Neukaledonien zurück, teilte die Regierungssprecherin mit.
Leser*innenkommentare
Claudia Hamm
Die gezielte Bevölkerungspolitik Frankreichs in Neukaledonien seit über 150 Jahren hat die indigene Bevölkerung zur Minderheit gemacht. Es gibt für die Kanak keine demokratischen Mittel mehr, ihre Interessen durchzusetzen. Der Neokolonialismus Frankreichs, bei dem es um die geostrategische Präsenz im Pazifikraum und das Wirtschaftsinteresse an den Nickelvorkommen geht, darf in solchen Artikeln nicht ausgeblendet werden, dann würde man den status quo auch nicht unkommentiert als "Ruhe" bezeichnen!