Unruhen in Ägypten: Mursi-Anhänger angegriffen
Eine Demonstration von Mursi-Anhängern in Kairo wird angegriffen, angeblich sterben zwei Menschen. Die Islamisten bleiben weiterhin kompromisslos.
KAIRO dpa | Eine Demonstration von Anhängern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi ist am frühen Mittwochmorgen in Kairo angegriffen worden. Wie die Korrespondentin des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira, Rawya Rageh, berichtete, marschierten Mursi-Anhänger durch den Kairoer Stadtteil Heliopolis, als sie attackiert wurden. Die Demonstranten hätten gesagt, sie seien von unbekannten Bewaffneten beschossen worden.
Die Muslimbruderschaft, aus der Mursi stammt, erklärte laut der Zeitung Al-Ahram, dass zwei ihrer Mitglieder getötet worden seien. Außerdem seien Dutzende verletzt worden. Eine offizielle Bestätigung des Gesundheitsministeriums gebe es jedoch nicht, schrieb Al-Ahram. Gehad al-Haddad, der Sprecher der Muslimbruderschaft, beschuldigte im Kurznachrichtendienst Twitter Polizisten in Zivil als Täter.
In Al-Mansura im Nildelta explodierte am späten Dienstagabend eine Bombe vor einer Polizeiwache. Al-Ahram berichtete, ein Mensch wurde getötet. 19 seien verletzt worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde offensichtlich ein Sprengsatz auf die Polizeistation geworfen. Ein Präsidentenberater sprach von einem „Terroranschlag“.
Die Muslimbruderschaft bleibt weiter bei ihrer Verweigerungshaltung. Sie will vom ägyptischen Übergangspräsidenten Adli Mansur angeregte Versöhnungstreffen boykottieren. Das erklärte ein Sprecher der Islamisten am Dienstagabend. Auch die mit den Muslimbrüdern verbündeten Gruppen würden sich dem Dialog verweigern. Der Sprecher begründete die Haltung damit, dass sie die Übergangsregierung nicht anerkennen würden. Mansur hatte angesichts der tiefen Spaltung der ägyptischen Gesellschaft in einer Fernsehansprache am Dienstag erneut zu einer nationalen Aussöhnung aufgerufen.
Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis wurden am Dienstag in Kairo mehrere Menschen getötet. 85 weitere Menschen hätten in der Nähe der Kairoer Universität Verletzungen erlitten, meldet das ägyptische Gesundheitsministerium.
Mursi war am 3. Juli nach Massenprotesten gegen seine islamistische Herrschaft vom Militär gestürzt worden. Er wird seitdem an einem unbekannten Ort und ohne Anklage festgehalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung