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Archiv-Artikel

Unnützer Aktionismus

betr.: „„Grönland. Merkel erkundet den Klimawandel“, taz vom 16. 8. 07

Das politische Sommerloch ist überwunden und die Bundeskanzlerin startet medienwirksam nach Grönland. Aktuelles Thema: Klimawandel. Kommt immer gut, betrifft ja schließlich jeden.

In Grönland schmelzen die Gletscher. Grund dafür ist der Klimawandel. Darunter versteht man die zunehmend höhere Konzentration von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre. CO2 ist eins der bekanntesten Treibhausgase. Laut wissenschaftlichen Analysen macht der Flugverkehr 2 % des Ausstoßes CO2 aus. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geht davon aus, dass Flugzeuge gut 3 % des menschlichen Beitrags zur Erderwärmung ausmachen. Frau Merkel untersucht in Grönland also die Folgen ihrer eigenen Reise, möchte man mutmaßen. Natürlich ist die Flugzeugtechnologie nicht von vorgestern. Lufthansa und Airbus verweisen auf geringe Pro-Kopf-Verbräuche, die zwischen 3 und 4 Litern liegen – in einer vollbesetzten Boing beispielsweise.

Nun, dann lässt sich nur hoffen, dass die Kanzlerin einen Linienflug gebucht hat. Business class würden wir ihr noch gönnen, schließlich ist fliegen ja auch anstrengend. Unverständlich bleibt trotzdem der Nutzen der Reise. Dass der Klimawandel die Ursache für das Abschmelzen der Gletscher ist, ist wissenschaftlich erwiesen – Frau Merkels Besuch wird daran nichts ändern. Hier sei am Rande zaghaft der Vorschlag gemacht, statt unnützem Aktivismus mehr Energie – egal ob im Sinne von Kerosin, Sonne oder Hirnzellen – in die Erarbeitung von Lösungen zu investieren. Ebenfalls irritierend ist die Tatsache, dass die weite Reise nicht vonnöten gewesen wäre. Die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich auch in den Alpen bestaunen. Auch dort schmelzen die Gletscher.

MARINA KARBOWSKI, München

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