: Unnötige Dritte
Bei Sat.1 ist man nicht erfreut, dass man bald auch„Focus TV“ zeigen muss – dabei tun andere das freiwillig
Es ist ja eigentlich ganz prima, dass es bald einen zusätzlichen so genannten unabhängigen Drittsendeanbieter auf Sat.1 geben wird. Ab Juli 2005 wird „Spiegel TV“ von Alexander Kluges dctp sich mit „Focus TV“ die Sendezeit teilen müssen, die Sat.1 einem Unabhängigen zur Verfügung stellen muss.
Sat.1 gefällt das nicht so gut. „Wir werden keine programmliche Lösung akzeptieren, die schlechter ist als die bisherige“, sagte Sat.1-Chef Roger Schawinski der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Nun hat Sat.1 kaum eine Wahl. Sender, deren Marktanteil über 10 Prozent liegt, sind wegen einer Klausel im nordrhein-westfälischen Landesmediengesetz dazu verpflichtet, den „unabhängigen Dritten“ nicht nur Sendezeit zur Verfügung zu stellen, sie müssen auch noch die Produktionskosten tragen.
Die Idee dahinter war bei der Entscheidung über die Zulassung des privaten Rundfunks die Sicherung der Meinungsvielfalt. Hans-Dieter Drewitz, Rundfunkreferent in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, findet das auch nach wie vor sinnvoll. Es sei gut, dass über diesen Weg „zwei anerkannte Meinungsführer im Printbereich“ auch im Fernsehen vertreten sind.
Dabei wären sie es wohl ohnehin, denn die Sender stoßen sich gar nicht an den Inhalten von „Focus TV“ oder „Spiegel TV“. Was kein Wunder ist, die Programme sind bei den Zuschauern durchaus beliebt, laufen teilweise auch ohne Verpflichtung im Privatfernsehen und sind zuweilen kaum von Reportagen, die auf anderen Sendern, wie etwa Kabel 1, laufen zu unterscheiden.
Sat.1 geht es auch um etwas anderes: Der Sender fühlt sich von der für die Vergabe der Sendezeit zuständigen Landesanstalt für privaten Rundfunk Rheinland-Pfalz (LPR) gegängelt, weil in die Programmplanung eingegriffen werde. „Nur weil sich zwei streiten, hat die LPR nun entschieden, dass Sat.1 sein Programm ständig wechseln muss“, sagte Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler. Das sei „Spielerei“ mit dem Sat.1-Programm.
„Focus TV“ hatte gegen die Sendezeitvergabe an „Spiegel TV“ auf RTL geklagt, weil „Spiegel TV“ an dctp beteiligt ist, und dctp somit indirekt über Gruner + Jahr an Bertelsmann, dem RTL-Mutterkonzern.
Und für so richtig viel Vielfalt hatte die Regelung von Anfang an nicht gesorgt. Ein so verdienstvoller Anbieter wie Kanal 4, das zum Beispiel Christoph Schlingensiefs „Talk 2000“ produzierte, ist schon lange pleite. Allein das wäre ein guter Grund, die Regelung mal zu überprüfen. HEIKO DILK