Union Berlin bleibt Spitze: Schneeweiße Weste
Die Fußballer von Union Berlin peilen den Aufstieg in die zweite Bundesliga an - und zwar als Tabellenerster. Am Sonntag bauten sie ihren Vorsprung vor den Verfolgern dank eines 1:0-Sieges im Schneetreiben gegen Offenbach auf vier Punkte aus
Vor dem Spiel bejubelten die Union-Berlin-Fans die vom Stadionsprecher genüsslich vorgetragenen Ausrutscher der Konkurrenz. Die direkten Verfolger in der 3. Fußballliga, der SC Paderborn und Kickers Emden, hatten jeweils bereits am Samstag verloren. Union nutzte am Sonntag im Jahn-Sportpark gegen Kickers Offenbach die Gelegenheit und baute mit einem knappen 1:0-Erfolg seine Tabellenführung aus. Der Vorsprung auf die Konkurrenz beträgt nun komfortable vier Punkte. Nachdem die Berliner bereits in der vergangen Woche mit 3:0 bei den Amateuren des VfB Stuttgart gewannen, ist das Team optimal in das neue Jahr gestartet.
Aufgrund des regen Schneetreibens vor und während des Spiels schien Union Berlin allerdings sein Schicksal nicht wirklich selbst in der Hand zu haben. Der glitschige schneebedeckte Boden drohte dem Zufall Tür und vor allem Tor zu öffnen. Doch das schon mit weißen Hosen aufgelaufene Team von Union Berlin kam konsequent der Forderung ihres Trainers Uwe Neuhaus nach, sich den Platzbedingungen anzupassen. Mit weiten Pässen in die Spitze versuchten sie schnell das holprige Spielfeld zu überbrücken. Verdient erzielte Karim Benyamina in der 23. Minute mit einem strammen Flachschuss aus zehn Metern das bereits spielentscheidende Tor. Mit seinem 12. Saisontreffer führt er jetzt alleine die Torschützenliste an.
Unter den nahezu irregulären Bedingungen stellte sich der knappe Vorsprung als eminenter Vorteil heraus. Union zog sich zurück und brachte wegen der fehlenden Standfestigkeit die Gäste mit schnellen Kontern immer wieder in Verlegenheit. Torsten Mattuschka etwa hätte Mitte der zweiten Halbzeit freistehend vor dem Offenbacher Torwart für die Vorentscheidung sorgen können. Eine ähnlich gute Gelegenheit vergab in der 75. Minute Neuzugang Kenan Sahin. Und zu Unrecht wurde ein regulärer Treffer von Shergo Biran als Abseitstor gewertet.
Aber auch die Offenbacher kamen in der zweiten Halbzeit wesentlich häufiger als im ersten Durchgang gefährlich vor das Tor von Jan Glinker. Unions Trainer Neuhaus bemängelte, sein Team hätte den Gästen zu viel Freiraum gelassen. So war den 7.021 Zuschauern zumindest Spannung geboten. Ansonsten hatte die Partie sportlich gesehen nur zweifelhafte Qualität zu bieten. Der Unterhaltungswert der Begegnung speiste sich vornehmlich aus den reichlichen Slapstickeinlagen der haltlosen Akteure auf dem eisigen Rasen.
Union Berlin scheint sich auch nicht durch schlechte äußere Bedingungen von seinem Erfolgskurs abbringen zu lassen. Offenbachs Trainer Hans-Jürgen Boysen analysierte: "Wir sind vor allem in der Anfangsphase mehr Schlittschuh gefahren. Die Bedingungen waren grenzwertig."
Und auch der vermehrte Druck, der bei Union vereinsintern aufgebaut wird, scheint die Spieler nicht zu beeindrucken. Vergangene Woche legte Neuhaus nach dem Sieg in Stuttgart die Messlatte für sein Team noch ein wenig weiter nach oben. Erstmals sprach er nicht nur vom Aufstieg in die zweite Bundesliga, sondern auch davon, dass er Meister werden wolle. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines rasant gestiegenen Anspruchsdenkens bei den Köpenickern.
Zu Saisonbeginn waren die Zielvorstellungen im Verein nämlich noch trübe, niemand mochte sich festlegen. Man betrachtete die Spielrunde als eine Art Orientierungslauf, bei dem man möglichst weit vorne landen wollte. Als es dann gut lief, formulierte man im Herbst offensiv das Vorhaben, aufzusteigen. Nun soll dies auch noch als Klassenprimus gelingen. Derzeit klappt alles nach Wunsch.
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