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Unicef-ProvisionsskandalWeiter Krach um Vorstand

Die Genfer Zentrale ist "besorgt" über die Untreue-Vorwürfe gegen Unicef. Die Exgeschäftsführerin fordert den Rücktritt des Vorstands. Der sieht bloß eine "Wachstumskrise".

"Wachstumskrise"? Bild: ap

KÖLN taz Die Krise beim Deutschen Komitee für Unicef hat nun auch die Genfer Zentrale des Kinderhilfswerks alarmiert. "Wir sind besorgt wegen des Imageschadens", so Unicef-Sprecherin Veronique Taveau. "Wenn unsere Reputation wie auch immer beschädigt wird, ist das problematisch." Sie zeigte sich besorgt, dass freiwillige Helfer sich von der Organisation abwenden könnten. Bisher gebe es jedoch keine Beweise für den Missbrauch von Spendengeldern, betonte Taveau.

Unterdessen forderte die frühere Unicef-Geschäftsführerin Katharina Schippers den geschlossenen Rücktritt von Vorstand und Geschäftsführung von Unicef Deutschland. Der Vorstand habe als Genehmigungs- und Kontrollorgan gegenüber ihrem Nachfolger Dietrich Garlichs versagt, kritisierte sie. Ihr sei "unverständlich, wie Arroganz und die Abwesenheit jeglicher Sensibilität bei denen, die Vorbild sein sollten, die juristischen Tatbestände über die moralisch-ethischen stellen", schreibt Schippers in einem Brief an die zurückgetretene Unicef-Chefin Heide Simonis.

Auch innerhalb des Deutschen Komitees wächst der Unmut über die Unicef-Spitze. So hat Komitee-Mitglied Edith von Welser-Ude in einem Brief an den Interimsvorsitzenden Reinhard Schlagintweit den Vorstand ultimativ aufgefordert, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen. "Wenn der Vorstand glauben sollte, an seiner Wagenburgmentalität und Beschwichtigungsstrategie festhalten zu können, würde er dem Anliegen von Unicef einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen", heißt es in dem Schreiben, das der taz vorliegt. Schlagintweit übt sich indes weiter in Durchhalteparolen. Zwar werde es "sicher noch einige Zeit dauern, bis die Angriffe aufhören und die Presse sich beruhigt", schreibt er in einem Brief an seine Ehrenamtlichen. Trotzdem sei er guter Dinge: "Wir sind in einer guten Position, dies durchzustehen." Unicef Deutschland würde derzeit nur "eine Wachstumskrise durchmachen".

Weiter teilt Schlagintweit mit, er sei "sehr erleichtert" gewesen über den Rücktritt von Simonis. Denn die vergangenen zweieinhalb Monate seien ein "Alptraum" gewesen: "Alles was fest schien, geriet ins Wanken", so der 79-jährige frühere Diplomat. "Man konnte nichts und niemand vertrauen und hatte das Gefühl, es mit ungreifbaren, düsteren Kräften zu tun zu haben, ohne ein Ende zu sehen." Der Rücktritt von Simonis erlaube nun, "wieder nach vorne zu schauen und uns auf unsere Arbeit zu konzentrieren".

Auch Geschäftsführer Garlichs zeigt sich unerschütterlich optimistisch. "So eine Krise weckt auch enorme Energien", sagte er dem WDR. An Rückzug denke er nicht: "Ich bin mit voller Kraft dabei, zusammen mit dem neuen Vorsitzenden und vielen anderen, die sich engagieren, Unicef aus dieser Krise herauszuführen." Er bestätigte, dass inzwischen rund 5.000 von insgesamt 200.000 Unicef-Dauerspendern ihre Fördermitgliedschaft gekündigt haben.

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