: Uni spart, Hajen meckert
■ Lüthje unterbreitet 44 Streichvorschläge
An der Uni Hamburg werden 1995 möglicherweise 44 Professorenstellen mit einem Gesamtvolumen von 4,3 Millionen Mark gestrichen. Mit diesem Sparvorschlag reagierte Uni-Präsident Jürgen Lüthje auf die Sparbeschlüsse des Senats, die für das kommende Jahr Einsparungen im Personalbereich der Universität in Höhe von 7,3 Millionen Mark vorsehen.
Der Akademische Senat, das Selbstverwaltungsorgan der Uni, habe diesen Vorschlag ohne Gegenstimme zur Kenntnis genommen, hieß es in einer Mitteilung. Die Verantwortung für die „Beschädigung der Universität“ durch diese Einsparverpflichtungen hätten Senat und Bürgerschaft zu tragen. Wörtlich: „Den schwarzen Peter zu übernehmen, ist der Akademische Senat nicht bereit“.
Nach den Worten von Lüthje enthält die Streichliste keine einzige Personalstelle, die für die Uni entbehrlich wäre. Jeder Stellenabbau führe zu einem sprunghaften Anstieg der schon vorhandenen Überlast und damit zu weiter verschlechterten Lehr- und Studienbedingungen. Die Uni verzichtet außerdem auf Personalmittel in Höhe von 1,5 Millionen Mark, die sie ursprünglich auf Grundlage des Steko zur Verbesserung der eignen Personalstruktur bekommen sollte. Über diese insgesamt 5,8 Millionen Mark, so Lüthje, könne die Universität keinesfalls hinausgehen.
In einer ersten Reaktion erklärte Wissenschaftssenator Leonhard Hajen: „Nun hat die Uni also gezeigt, in welche Wagenburg sie flüchten will. Und wir wissen, woran wir sind.“ Gott sei Dank habe die Geschichte nicht nur einmal gezeigt, „daß sich Wagenburgmentalität nicht auszahlt.“
Unterdessen hat der Asta die Sparbeschlüsse erneut als „katastrophal“ und „substanzgefährdend“ kritisiert. Die Asta-Vorsitzende Katja Werheid will heute mittag dem Senator 5000 Unterschriften übergeben, in dem die Rücknahme der Sparmaßnahmen und der Rücktritt des Senators gefordert wird. Um das Klima zwischen seiner Behörde und den Hochschulen zu verbessern, hatte der Senator in der vergangenen Woche die Einrichtung eines „Bildungsratschlags“ angekündigt, an dem auch studentische Vertreter teilnehmen sollten.
Sollte der Senator keine Bereitschaft zeigen, den Forderungen der Studierenden entgegen zu kommen, sehe der Asta „keine Basis mehr“, auf der die Gespräche geführt werden könnten, heißt es in einer Pressemitteilung der Studenten. kaj/dpa
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