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Archiv-Artikel

Uni aufs St.-Jürgen-Areal

Betr.: „Kein Häuserkampf am Schwarzen Meer“, taz bremen vom 6. Dezember 2004

Als Anlieger zum Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Straße hatte ich schon öfter mit dem Liegenschaftsamt zu tun, weil ich eine Erweiterung meines Ateliers für Design und Fotografie plante. Ich bekam eine Absage: Das Grundstück sei unverkäuflich. Robert Bücking, der schon früher als Designer für mich gearbeitet hatte, sagte mir als Ortsamtsleiter dasselbe.

Jetzt scheint die Lage anders und die Stadt will ihre letzte große zusammenhängende Immobilie versilbern. Wahrscheinlich brauchen wieder einmal die bekannten Geldbeschaffer ihre Prozente. Anders ist die Vorgehensweise nicht zu erklären. Aus meinen bisherigen Erfahrungen (vom Schlachthof, Weserkraftwerk, Stadthalle und so weiter bis zum AG Weser-Trauerspiel), weiß ich, dass in Bremen noch nie die Öffentlichkeit an den Planungsprozessen beteiligt war. Krampfhaft wurden sogar alle konstruktiven Alternativprojekte bekämpft, bis zum Schluss nur noch Parkplätze übrig blieben. An historischer Substanz hat die Stadt fast alles eingebüßt, was in vergleichbaren Orten im In- und Ausland heute blüht. Musterbeispiel ist der Teerhof als Rentner- und Geisterstadt. Für das Sankt-Jürgen-Areal hat man bestimmt schon ähnliche Pläne, die man nur noch nicht rausrückt.

Hier geht es um ein Sahnestück: Nah der Weser, optimale Verkehrsanbindung, gutes Wohnumfeld und ein Park mittendrin. Dazu gibt es gut gepflegte historische Gebäude. Robert Bücking habe ich den Vorschlag gemacht, diesmal anders vorzugehen: Nicht Klein-Klein, sondern endlich einer in die Zukunft orientierten Großstadtplanung würdig: Die Bremer Universität muss in die Stadt, wo sie auch schon 1971 hingehört hätte. Hier könnte die Medizin für psychosoziale Krankheitsbilder mit Therapiemöglichkeiten und Nachsorgeeinrichtungen einen optimalen Standort bekommen. Das Publikum, vor allem jüngere Menschen und die Wissenschaften würden in Bremen endlich die Bedingungen bekommen, die in den Medizinfabriken Hannover, Münster und Aachen in den Betonwüsten verstorben sind! JOHANNES PERTHEN, Hannover und Bremen