: Uni-Streiks in Hessen
Bildung als „freies Gut“ steht auf der Kippe
Zahlreiche Universitäten in Hessen sind in den Streik getreten – aber warum? „Langzeitstudiengebühren“ geistern wie ein Phantom durch die Öffentlichkeit. Wer ist ein Langzeitstudent? Denkt dabei jemand an allein erziehende Mütter und Studenten, die sich ihr Studium durch zeitintensive Nebenjobs selbst finanzieren müssen? Oder wird nicht viel eher das billige Klischee des „Bummelstudenten“ bedient, der einmal pro Woche in die Mensa geht, um Kaffee zu trinken?
Der Bummelstudent muss sich gut versteckt haben oder wirklich nie auf dem Campus erscheinen, denn uns ist er noch nie begegnet. Stattdessen kennen wir viele Studenten, die kurz vor der Abschlussprüfung ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen wollen.
Worum es den StudentInnen wirklich geht: Es geht um knapp 40 Millionen Euro Kürzungen im Hochschulbereich, welche durch Verwaltungsgebühren, die nur zu einem Bruchteil wirklich in den Kassen der Unis landen, nicht im Geringsten aufgefangen werden können. Es geht um die Verschärfung einer Bildungsmisere an den hessischen Unis, die man als Student schon im ersten Semester in Form von überfüllten Hörsälen und unzureichenden Lehrmitteln zu spüren bekommt. Und es geht darum, dass die so genannten Langzeitstudiengebühren komplett dem Landeshaushalt zufließen, also nur die Löcher im Geldsack der Regierung Koch füllen und den Universitäten nicht im Geringsten zu Gute kommen.
Kürzungen drohen aber nicht nur uns Studenten. Auch zukünftige Generationen sind betroffen: Marode Schulgebäude, fehlender Lehrkörper, mangelhafte Integration … Statt Investitionen in Bildung und die Jugend dieses Landes werden finanzielle Mittel abgeschöpft.
Bildung als „freies Gut“ steht auf der Kippe. Eine gute Ausbildung im Gymnasium oder an Hochschulen scheint durch derzeitige Regierungsentscheidungen bald nur noch für wenige zugänglich: für die, die sich Bildung „kaufen“ können. Deswegen stehen wir auch bei Eiseskälte in den Straßen Frankfurts und versuchen der Öffentlichkeit zu zeigen, dass es so nicht weitergeht.
PATRICIA KELLER, Frankfurt/Main
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