Unerhört 10 - Paula Rauch: Schülerprotest wird sich radikalisieren
Kein OECD-Staat stecke gemessen an der Wirtschaftskraft so wenig Geld in die Bildung. Schüler-Aktivistin Paula Rauch will "100.000 Lehrer mehr einstellen – und Klassen mit 15 bis 20 Schülern schaffen".
Deutschland wende unter den OECD-Ländern gemessen am Wirtschaftsprodukt am wenigsten für Bildung auf. "Das kann nicht sein in einem der reichsten Länder der Welt."
Paula Rauch ist Schüleraktivisten, hat die Proteste des vergangenen Schuljahres mitorganisiert. "Das ist jetzt kein reiner Schülerprotest mehr", sagt sie. "Da sind Azubis Lehrer und Studenten dabei."
Sie geht gegen aus ihrer Sicht falsche Reformen an, etwa das Abitur in 12 Jahren: "Das führt dazu, dass der Stoff mehr komprimiert wird", urteilt die Schülerin. "Da haben Siebtklässler teilweise eine 40 Stunden Woche. Das geht nicht." Rauch macht dieses Schuljahr selber ihr Abitur.
Sie wendet sich auch gegen die frühe Selektion der Schüler: "Wenn man auf der Hauptschule ist, dann hat man keine Chance mehr." Die Probleme seien so groß, "dass es eine Radikalisierung von Protesten auch hier geben wird".
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Leider seien die Lehrer oft noch in der klassischen Rollenverteilung "Schüler gegen Lehrer". Mit vielen Schulleitern hatten sie bei den Protesten im November 2008 Probleme: "Die haben zum Teil Schüler eingeschlossen, damit sie nicht auf den Streik gehen." Aber unter den Lehrern wachse das Verständnis für die Proteste.
Wenn sie an der Regierung wäre, würde sie als erstes "100.000 Lehrer mehr einstellen – und Klassen mit 15 bis 20 Schülern schaffen".
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