Uneinigkeit über Entwurf zu neuem Mauerstück in Bernauer Straße: Mauer mit Lücke
Der Stiftungsrat vertagt die Entscheidung zum Wiederaufbau eines Stücks Mauer. Die Kirche will die Lücke lassen.
Ob an der Bernauer Straße ein Stück Berliner Mauer wiederaufgebaut wird, bleibt offen. Der Stiftungsrat "Stiftung Berliner Mauer" konnte sich bei seiner Sitzung am Donnerstag nicht auf einen Entwurf einigen, sondern vertagte das Problem auf sein nächstes Treffen Anfang März. Stein des Anstoßes ist eine 19 Meter lange Lücke, die auf Höhe des Friedhofs der Sophiengemeinde in der Mauer an der Bernauer Straße klafft; Vertreter von Bund und Land wollen sie im Zuge des Ausbaus der Gedenkstätte mit Original-Mauerteilen schließen.
Die Sophiengemeinde als Grundstücksbesitzer ist allerdings vehement dagegen. Auch der Siegerentwurf der Architekten Luis Mola und Henner Winkelmüller sieht keine Rekonstruktion vor. "Der Bund will wohl noch einmal selbst auf die Sophiengemeinde zugehen", sagte nun der Sprecher der Kulturverwaltung, Thorsten Wöhlert.
In der Tat lud die Kirchengemeinde den Kultur-Bundesbeauftragten Bernd Neumann (CDU), CDU- Landespolitiker und den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zu einem "Gedankenaustausch vor Ort" ein. "Uns liegt die Gedenkstätte sehr am Herzen, aber wir haben auch unsere eigene Mauergeschichte hinter uns", sagte Holger Kulick vom Gemeindekirchenrat der taz. Zum einen wollten Friedhofsbesucher "nicht immer gestraft werden mit einer Mauer vorm Kopf", zum anderen liege an der Stelle ein Kriegsgrab. "Das ist genauso wichtig für das Areal", sagte Kulick.
Einigen sich die Parteien nicht, droht der gesamte Ausbau der Gedenkstätte zu platzen: Der Gemeinde gehören zahlreiche für das Ensemble wichtige Grundstücke. Die Verhandlungen über die Nutzung laufen. Seine Haltung machte Kulick in dem Brief an die Politiker deutlich: "Diese Lücke ist für uns eine Grundbedingung für den Vertragsabschluss, heute und gewiss auch in vier Wochen." PEZ
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!