: Und die Nabelschnur hängt noch!
■ Einfach schön: das Jungvolk im Bürgerpark, von A wie Esel bis Z wie Zebu
Da unten, an dem kleinen Pony, da baumelt noch was — tatsächlich, die Nabelschnur! Hintern hoch und über den Umweg des Kniestands in noch nicht ganz so luftige Höhen gerappelt - das zwei Wochen alte Zebu übt noch auf staksigen Beinen. „Määhh“ machen die kleinen Ziegen, und das winzig kleine Känguruh... halt, das ist zwar erst jetzt aus dem Beutel geschlüpft, aber es ist immerhin schon sieben Monate alt und fast schon so groß wie die Großen. Jawohl.
Die Brüder und Schwestern des kleinen Wildschweins haben ein tragisches Ende genommen: Die Mutter hat sie kurz nach der Geburt erdrückt, sieben Geschwister hätte das quergestreifte Jungschwein sonst gehabt — außerdem liegt es jetzt schon wieder verdächtig weit unter der stämmigen Mutter und nicht daneben...
Die Geschichten aus dem Gute- Nacht-Buch? Die Geschichten aus der Nachbarschaft: Im Gehege des Bürgerparks tobt zur Zeit das blühende Leben. 74 Säuger-Innen (!) und 84 Vögel, insgesamt also 158 Tiere habe er unter seiner Fittiche — Claus Persen, seit 14 Jahren für die Viecherei im Bürgerpark zuständig, führt genau Buch. „Ganz schön viel, was da an Jungvolk immer zusammenkommt“, lacht er. Aber bleiben kann die ganze Brut nicht: „Die werden verkauft.“ Nur das Wildschwein, das mit den zerdrückten Geschwistern, das darf bleiben, aber nur wenn's eine Sau und kein Eber ist. Als Schmerzensgeld für ergangenes Leid?
Rosi schubbelt sich träge das Fell — in 23 Dienstjahren hat sich die Eselin als dienstältestes Zootier eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit dem öden Leben im Gehege erworben. Sie kennt es nicht anders — so auch Wilhelm der Fünfte (“die heißen bei uns immer Wilhelm“), Chef der Ziegenherde. Und dann ist da noch die Stammkuh Jenny, „die haben wir mit der Flasche großgezogen!“ erzählt Persen, und deshalb wird sie auch nicht verkauft, wie jeden Herbst die anderen Kühe, die sowieso nur aus Traditionsbewußtsein gehalten würden, sagt Persen. Arbeiten müssen ab und an die beiden Kaltblüter, die gelassen in die Sonne blinzeln. Mittwochs und samstags zum Beispiel, zum Kremser-Kutschfahren. Und als alternative Waldarbeiter, zum Stämme-Ziehen.
Was soll diese Idylle also stören? Mal abgesehen von den Zäunen nur die Menschen — von denen an manchen Tagen etwa 1.000 pro Stunde am Gehege vorbeiziehen, das hat der Tierpfleger auch mal gezählt. Und daß manche von ihnen ab und zu Meerschweine klauen und in Schafställe einbrechen und das Schaf vor Ort schlachten und mit Hunden die Bullen auf der Weide jagen und besoffen zu den Wildschweinen steigen und so. Aber sonst isses einfach schön. skai
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