Umweltthemen im Pariser Wahlkampf: Mit Elektroautos gegen Feinstaub
Alle pariser schimpfen über sie - nun ist die Luftverschmutzung ist zum wichtigsten Thema der französischen Kommunalwahlen geworden. Eine Premiere.
PARIS taz Staus, Smog und Lärm sind erstmals in einem Pariser Kommunalwahlkampf die wichtigsten Themen. Alle HauptstädterInnen schimpfen darüber. Und alle KandidatInnen versprechen, dass sie dagegen kämpfen werden.
Besonders der Sozialdemokrat Bertrand Delanoë verweist dabei auf seine Bilanz als Bürgermeister. Seit dem Amtsantritt im Jahr 2002 hat seine rot-rosa-grüne Stadtregierung den Verkehr gründlich umgemodelt. Hat das erste Teilstück einer Straßenbahn eröffnet. Hat Ein- und Ausfallstraßen verengt, und Busspuren, Radwege sowie 36 verkehrsberuhigte Kleinquartiere ausgewiesen. Und hat zuletzt 20.000 Mieträder eingeradelt, die das Stadtbild binnen weniger Wochen radikal verändert haben. Die Zahl der Privatwagen ist in dieser Zeit um weitere 15 Prozent zurückgegangen. Die Stickoxid-Belastung ist um mehr als 30 Prozent geschrumpft. Allerdings liegt Paris immer noch über den EU-fixierten Obergrenzen.
Im Stau stehend haben Zigtausende PariserInnen in den vergangenen sieben Jahren nachhaltig über die Bauarbeiten gewettert. Dabei fluchten sie über Delanoë und die Grünen, weil die "sinnlose Experimente" machten und ihre Stadt mit Dutzenden von Baustellen versperrten. Doch inzwischen ändert sich die Stimmung. Nun können AnwohnerInnen von einst verpesteten Straßen, wie der Avenue Jean-Jaurès im Osten, auf ihren Balkons frühstücken. Die neu hinzugekommenen Konflikte auf der Straße - auf Busspuren verirrte AutofahrerInnen und Zusammenstöße zwischen FußgängerInnen und RadfahrerInnen - betrachten die meisten als Übergangsphänomene.
Der Sozialdemokrat Delanoë hofft, dass seine Verkehrspolitik ihm zu einem neuen Mandat verhilft. Falls er erneut Bürgermeister wird, will er 2.000 Elektro-Mietautos einführen. "Autolib" sollen die heißen. Tatsächlich geht die Verbesserung der Pariser Luft zu einem großen Teil auf technische Neuerungen beim Autobau zurück.
DOROTHEA HAHN
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