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Umwelthilfe über Politiker-DienstwagenImmer noch dicke Staatskarossen

Die Deutsche Umwelthilfe untersucht zum dritten Mal Emissionen der Politiker-Dienstwagen. Ergebnis: Die Minister der großen Koalition fahren besonders klimaschädliche Autos.

Die Ministerautos blasen jede Menge CO2 in die Luft - und gehen so nicht gerade mit gutem Beispiel voran. Bild: dpa

BERLIN taz Die Minister der großen Koalition fahren allesamt besonders klimaschädliche Autos und werden damit ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht. Diese Bilanz zieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die zum dritten Mal die Klimaverträglichkeit der Dienstwagenflotte auf Bundes- und Länderebene zusammengestellt hat. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch sprach von einem "munteren Schaufahren gegen den Klimaschutz".

Die Politiker müssten mit gutem Vorbild vorangehen, doch davon kann derzeit kaum die Rede sein. Während ab 2015 EU-weit ein Grenzwert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer gilt, schneidet Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) mit immerhin noch 188 Gramm auf Bundesebene am besten ab. Ganz hinten in der Tabelle liegt Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul mit 259 Gramm CO2. Ein Sprecher der Sozialdemokratin sagte am Montag der taz: "Wenn die derzeit benutzten Dienstwagen erneuert werden, wird bei der Neubeschaffung ein niedriger CO2-Ausstoß berücksichtigt."

Die Deutsche Umwelthilfe machte in diesem Jahr aber auch positive Erfahrungen. Zum einen sei die Auskunftsbereitschaft der Ministerien deutlich gestiegen, zum anderen zeigten auf Länderebene die Umweltsenatorinnen Anja Hajduk (Grüne) in Hamburg sowie Katrin Lompscher (Linke) in Berlin mit einem Hybridauto und einem Ausstoß von 104 Gramm CO2, dass Minister auch mit deutlich weniger Emissionen mobil sein können.

"Erstaunlich ist, dass nach der monatelangen Diskussion über klimafreundliche Pkw und alternative Antriebe nicht mehr Politiker ihre Prominenz nutzen, um solche innovativen Fahrzeuge öffentlich ein- und vorzuführen", sagte Geschäftsführer Resch und fordert das Bundeskabinett und alle Länderkabinette dazu auf, spätestens ab 2010 Grenzwerte von 140 Gramm CO2 pro Kilometer einzuhalten.

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6 Kommentare

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  • M
    martin

    Genau wie die Umweltprämie wäre es umweltschädlich, ein fahrtüchtiges auto zu ersetzen. tatsachen sind wichtiger als symbole. man sollte die intelligenz der bürger nicht unterschätzen, oder vielleicht doch? naja, diejenigen juckt das eh nicht. noch was: die panzerung ist sicherlich nicht berücksichtigt worden beim co2-ausstoß, sondern nur die angaben des serienmäßigen normalautos. und der tatsächliche verbrauch steht nochmal woanders, wenn unsere helden duch die hauptstadt brausen.

  • J
    jakob

    @ thiotrix

     

    du willst all die schönen ästhetischen CO2 freien Windkraftanlagen abreißen? ich will mal in der todeszone von tschernobyl sehen, wie du dich über deine Atomkraftwerke freust, oder auf Krebsstationen in aller Welt.

    sonnenenergie, ja bitte!

  • R
    Rochus

    Um den Politikern Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen sollte man aber auch erwähnen, dass gerade bei Ministern ein Schutzbedürfnis vorhanden ist, das gepanzerte Fahrzeuge erfordert und um die doppelte Masse zu beschleunigen ist nun einmal die doppelte Energie notwendig.

  • C
    christian

    Guter Artikel.

     

    @ Vorredner: China verbraucht relativ gesehen weniger als Deutschland und ist auch noch umweltfreundlicher als Deutschland.

  • MW
    Moritz W.

    Ich finde diese Politikerschelte wirklich lächerlich. Wenn irgendein mittlerer Manager nach Australien fliegt, da kann unser ganzes Kabinett lange in ihren Nobelkarossen herumfahren. Es gibt eine Million sinnvollere Dinge, über die man schreiben könnte, als über die großen Autos der Politiker.

    Ich fände es toll, wenn Politiker einfach mal als das Wahrgenommen werden würden was sie sind, nämlich diejenigen, die dieses Land lenken sollen. Eine riesige Verantwortung, der sie in den letzten sechzig Jahren hervorragend gerecht geworden sind. Statt dessen wird ihnen vorgehalten, dass sie dienstlich große Autos fahren. Geht's eigentlich noch?

    Ja, gutes Beispiel vorangehen und solche Sachen, ich weiß. Tatsache ist, dass Politiker, gemessen an ihrer Arbeitszeit und ihrer Verantwortung einen Dreck verdienen im Gegensatz zu allem was in der freien Wirtschaft so herumfleucht. Vom Gehalt der DaxManager könnte man sich dutzende von Bundeskabinetten halten. Und dass sie mehr leisten, die Wirtschaftslenker, das kann man auch nicht sagen. Der Unterschied ist, dass sie nicht erst Jahre oder Jahrzehntelang weitgehend ehrenamtliche Arbeit leisten müssen, bis sie mal was verdienen.

    Oh und abschließend. Was wird eigentlich erwartet? Dass Politiker sich immer perfekt und korrekt verhalten, dass sie ihren Job als eine große Ehre auffassen und ihn verantwortlich ausführen? Weshalb sollten sie sich eigentlich anders aufführen als Firmenbosse oder sonstwer, wenn ihnen keinerlei Respekt entgegengebracht wird, jeder Hinz und Kunz sie Beleidigen und Verhöhnen kann? Ich sehe keinen.

  • T
    thiotrix

    Lächerliches Getue um CO2-Hysterie und Klima-Aberglauben

     

    Gegenwärtig werden pro Jahr weltweit 28 Milliarden t CO2 durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausgestoßen. Der Anteil Deutschlands an der globalen CO2-Freisetzung beträgt gegenwärtig 3,2 % oder in absoluten Zahlen 880 Millionen t pro Jahr. Der Anteil des PKW-Verkehrs am deutschen CO2-Ausstoß liegt bei 11,9% oder 105 Millionen t CO2.

     

    Selbst wenn wir alle Autos in Deutschland stilllegen würden und nicht nur Arbeiter, Angestellte und die Angehörigen der bürgerlichen Mittelklasse zu Fuß laufen müßten, sondern auch alle rot-rot-grünen Politbonzen ihre Dienstwagen nicht mehr nutzen dürfen, wäre der Effekt für das Weltklima minimal und auch bestenfalls für wenige Monate für eine Verringerung der CO2-Emissionen sorgen.

    Wie lange wird es wohl dauern, bis die stark wachsende Wirtschaft in China und Indien den eingesparten deutschen Anteil mehr als wettgemacht haben wird? Auch wenn beide Länder gegenwärtig etwas schwächeln: allein die Wirtschaft Chinas wird in diesem Jahr „nur“ um 6% wachsen, aber für die nächsten 20 Jahre wird eine weitere Verdoppelung des CO2-Auustoßes von 5 auf 10 Milliarden t pro Jahr erwartet! Es sei noch einmal daran erinnert, daß allein ein China im Jahre 2006 174 (in Worten: einhundertvierundsiebzig!) Kohlekraftwerke neu ans Netz gegangen sind und in 2007 noch ca. 120 weitere! Wer hat die Zahlen für 2008 und 2009?

    Wer in Deutschland etwas für die CO2-Einsparung tun will, muß die Kernkraftwerke länger am Netz lassen (spart 150 Millionen t CO2 pro Jahr und die Kohlekraftwerke erneuern, was zu effektiverer Ausnutzung führt. Als allererstes sollten allerdings die ineffektiven und landschaftsverschandelnden Windkraftwerke stillgelegt und abgerissen werden. Die Milliarden Euros, die für die Subvention des Windstroms verbraten werden müßten in verbesserte Wärmedämmung von Gebäuden aller Art investiert werden!