Umstrittene Museumspolitik: „Das kann nicht der Ernst sein“
Die Kulturpolitik denkt darüber nach, die Weserburg mit der Kunsthalle zu vereinen. Der Betriebsrat des Sammlermuseums protestiert nun heftig dagegen.
taz: Herr Reusche, was spricht gegen mehr Kooperation von Weserburg und Kunsthalle?
Dietrich Reusche: Zunächst einmal die Stiftungsurkunde, die sich klar für eine eigenständige Weserburg ausspricht. Es spricht gar nichts dafür, dass wir uns vollständig mit der Kunsthalle verbünden. Das, was hier angedacht ist, will in der Belegschaft keiner.
Aber die beiden Häuser haben doch bisher auch schon zusammen gearbeitet.
Ja, das sind freie Kooperationen, wie man sie mit anderen Museen auch macht. Das ist ganz normal.
Die Kulturbehörde geht wohl davon aus, dass sich die Idee des Sammlermuseums etwas überlebt hat. Sehen Sie das anders?
Ja! Die Zahl der großen Sammler ist nicht weniger geworden. Wir sind ein prädestinierter Ort, diesen Sammlern ein gutes Ambiente zu bieten.
63, ist Betriebsrat und Pressesprecher der Weserburg, Museum für moderne Kunst
Aber viele Sammler bauen sich heute eigene Museen. Und die Weserburg hat zuletzt keine neuen Sammler gewonnen.
Das ist richtig. In den letzten sieben Jahren, in denen Carsten Ahrens hier Direktor war, ist einiges versäumt worden. Er ist vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen worden – das hatte ja auch Gründe. Da darf man fragen, ob er sich genügend um Sammler bemüht hat. Wir könnten heute besser dastehen.
Ab 2019 prognostiziert die Behörde der Weserburg ein strukturelles jährliches Defizit von 100.000 Euro.
Es wäre ein Witz, wegen eines solchen Betrages das Museum grundlegend aufzugeben. Das kann nicht der Ernst des SPD-Kultursenators Jens Böhrnsen sein. Bei anderen Projekten wurden und werden Millionen ausgegeben, ohne mit der Wimper zu zucken.
Fühlen Sie sich als Betriebsrat vom Stiftungsratsvorsitzenden Klaus Sondergeld übergangen?
Ja. Der Betriebsrat und die ganze Belegschaft sind erstaunt und überrascht von den Gedankenspielen von Kulturressort und Kunsthalle. Wir denken, hinter diesem überfallartigen Vorgehen steckt Taktik. Uns wird die Pistole auf die Brust gesetzt.
Wissen Sie denn, was die Sanierung des Museums auf dem Teerhof kosten würde?
Das wissen wir bis heute nicht konkret. Entweder man weiß es nicht – dann haben die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Oder man sagt es uns nicht – das wäre auch schändlich. Und was Ahrens’ vorzeitiges Ausscheiden kostet, ist auch geheim.
Wird sein Posten neu besetzt?
Da ruht der See sehr still.
Dienstag, 26. November, 14.30 Uhr, Galerie der Hochschule für Künste, Dechanatsstraße 13-15: öffentliche Sitzung der Kulturdeputation zum Thema
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