piwik no script img

Umstrittene Ikea-Häuser"Wie ein Hasenstall"

Der schwedische Möbelhersteller Ikea will jetzt auch komplette Häuser verkaufen - aus Holz. Doch in Hofheim, wo eine Siedlung entstehen soll, wehrt sich der CDU-Stadtverordnete.

Fertighaus auf Ikea-Parkplatz bei Wiesbaden. Bild: dpa

Ikea will in Deutschland künftig ganze Wohnungen und Häuser verkaufen. Sie heißen "Boklok", was "wohne clever" bedeutet. Am 3. März soll das erste Musterhaus aus Holz auf dem Ikea-Gelände im hessischen Hofheim präsentiert werden, dort hat Ikea seine Deutschlandzentrale. Danach will der Konzern im Hofheimer Stadtteil Langenhain eine erste komplette Siedlung errichten.

Der Hofheimer CDU-Politiker Frank Härder wehrt sich gegen diesen Plan. In der sonntaz kritisiert er die Ikea-Häuser als Hasenställe. Er habe eine schwarz-weiße Vorlage gesehen: "Da sahen die Häuser auf den ersten Blick aus wie Behelfsbauten, die man nach dem Zweiten Weltkrieg hier aufgestellt hat. Eine graue Fassade mit zwei Löchern drin."

Härder ist selbst Architekt und fordert im Interview mit der sonntaz Verbesserungen am Konzept der Häuser: "Man könnte den Fenstern Rahmen verpassen, sodass sie nicht aussehen wie Löcher, die man in eine Baracke gestemmt hat." Man könne als Gemeinde außerdem nicht einfach für Ikea den Bebauungsplan bedingungslos ändern: "Im Moment sehen die Häuser aus wie bei 'Ferien auf Saltkrokan'".

Bild: taz

Den vollständigen Text finden Sie in der aktuellen sonntaz - am 27. und 28. Februar gemeinsam mit der taz am Kiosk erhältlich.

Die Fertighausfirma Bien-Zenker soll für Ikea als Lizenzpartner Grundstücke akquirieren, die Häuser bauen und verkaufen. 180.000 Euro soll ein etwa 100 Quadratmeter großes Ikea-Haus kosten - ohne Keller, aber inklusive Grundstückskosten. Bis Ende 2010 sollen in Deutschland sechzig Reihenhäuser und zweigeschossige Mehrfamilienhäuser entstehen.

Damit die ersten achtzehn Wohneinheiten im Hofheimer Ortsteil Langenhain errichtet werden können, muss die Stadt den Bebauungsplan ändern. Einige Stadtverordnete, darunter Härder, lehnen die Boklok-Architektur aber ab. Sie haben den Entwurf an den Planungsausschuss zurückverwiesen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

25 Kommentare

 / 
  • F
    freies-denken

    IKEA Haus braucht kein Mensch.

    Das Preis-Leistungsverhältnis passt

    bei IKEA auch schon lange nicht mehr.

  • N
    Nehle

    Hallo!

    Zur Frage nach Energiestandards: Laut IKEA-Pressemitteilung erfüllen alle Boklok-Gebäude den KfW 70 Standard, sind also auch förderungsfähig.

    Grüße

  • V
    vic

    So schlecht finde ich das Projekt nun auch wieder nicht. Wenn das Holz für die Häuser (A) nachhaltig geschlagen wurde und die Häuser (B) wenig Energie benötigen, vor allem keine verschwenden, dann spricht m.E. nur noch der fehlende Keller dagegen.

    Ich könnte es mir aber nicht leisten, ebenso wenig wie jedes andere Haus.

    Es gibt nun wirklich hässlichere Bauwerke als diese, und es wohnt sich vermutlich angenehmer als im Hasenstall eines Wohnsilos.

  • FN
    Floda Nashir

    Dass sie nicht genauso aussehen, wie die anderen Häuser in diesen ekligen Vierteln: Das reicht, um sie umstritten zu machen. Und ohne hier über ästhetische Bauten streiten zu wollen: Haben diese Häuser nicht auch Vorteile? Ich vermute, dass sie durch die bei Ikea übliche Sparsamkeit nicht nur hinsichtlich Ressourcen-Verschwendung und Energie-Verbrauch durchaus gute Seiten haben.

  • TT
    @ Tobsen

    Sie haben die Frage, die Sie sich

    selbst gestellt haben, bereits

    beantwortet: die Ikea-Häuser sind

    "zugegeben hässlich".

    Reicht das

    nicht?

    Ich finde die Sperrholzschachteln

    auch extrem teuer undhalte sie für

    unverkäuflich.

  • R
    Robert

    Ich stimme von Tobsen voll zu!

  • T
    Tobsen

    Ich frage mich, was an den zugegeben hässlichen Ikea-Häusern umstritten sein soll, die gutbürgerliche Schreckensarchitektur in Deutschland ist viel schlimmer!

    Verklinkerte Spitzdachhäuser mit zentimetergenau gepflegtem Vorgarten inklusive Gartenzwerg, das ist die grausame Realität.

  • S
    swani

    für 180000! wow,bei soviel kohle bekommt man ein massives großes holzhaus,das nicht aussieht,wie von winde verweht und 300qm größer ist.das haus von ikea sieht für mich aus wie 1800 euro zum selberzusammenstecken.man denkt doch bei solch hohen preis in ganz anderen formaten.

    vielleicht kann man ja das haus zusammenklappen und damit den wohnort wechseln?hm.

    die besten häuser wurden vor hunderten jahren gebaut.

    lehm,stroh und holz.kein rheuma!und die stehen noch!

  • V
    vantast

    Nicht Hasenställe, aber Schuhkartons gibt's hier in Bochum schon lange, Flachdächer sind flächendeckend vorgeschrieben. Öde. Italien wird deshalb oft gelobt, weil dort die Bauämter offenbar nicht viel zu sagen haben.

  • M
    Mile

    Ja ja, die lieben Architekten

     

    Es ist ja egal, was den Häuslebauern gefallen könnte, wichtig ist nur, was nach Architektens Meinung zu gefallen hat.

     

    Und sein Vorschlag ist interessant.

    Er schlägt also vor, ein völlig unnützes Bauteil einzubauen, welches die Kosten nach oben treiben würde.

  • KB
    karl bold

    Deutsche Häuser werden für die Ewigkeit gebaut, niederländische für wenige Jahrzehnte. Die demographische Entwicklung, sprich Schrumpfung, spricht gegen eine so lange Kapitalbildung. Eigentlich sollten Fertighäuser viel stärker Standard werden, zumal die traditionellen Häuser von Genossenschaften und Projektentwicklern oft auch nicht besser aussehen. IKEA ist Erfolg zu wünschen.

  • PP
    Peter Pan

    Bitte, liebe Stadt- und Gemeinderäte, kommt einmal hier nach Japan: Dort sind solche "Hasenställe" üblich - und dazu würde die IKEA-Variante hier noch einmal etwas Chick in das oft aus sozialistischen Zeiten anmutende Stadtbild Tokyos bringen. Der CDU-Politiker, der anmerkte "Da sahen die Häuser auf den ersten Blick aus wie Behelfsbauten, die man nach dem Zweiten Weltkrieg hier aufgestellt hat. Eine graue Fassade mit zwei Löchern drin." hat anscheinend den Trend der Zeit verpasst. JEDER Japaner würde sich über solch großzügige Hausbauten freuen. By the way: Will die schwedische Firma auch in ihren japanischen Filialen diese Häuser anbieten, dann stehen sich wieder alle die Füße platt und fotografieren jedes noch so winzige Detail ehrfurchtsvoll, wie sie es bereits den den Musterwohnungseinrichtungen hier getan haben. Können Millionen von Menschen sich irren? Und die deutschen jammern wieder... Also einmal die Kirche im Dorf lassen, das Fertighaus a là Schwedenfirma ist wahrlich nicht die schlechteste Wohnmethode. Oder sind etwa die in Kleinstädten nach wie vor beliebten Mehrfamilienblöcke wirklich besser und schöner?

  • J
    Jan

    180k€ für 100qm find ich teuer für ein Holzhaus ohne Keller.

     

    Wie gut oder schlecht sind diese Häuser wärmeisloliert?

  • T
    Tsaimath

    Als angehender Bau-Ingenieur muss ich dazu sagen:

    Holzbauweise, insbesondere Holztafelbau mit jeder Menge Wärmedämmung ist eine super Sache.

     

    Und das Ikea wenn sie wollen sehr gute (Holz)-Produkte liefert ist mir erst kürzlich wieder klar geworden als mit bewusst wurde das Regal "Billy" nun schon sein 30tes Dienstjahr antritt.

    Wenn Ikea es schafft die Effizienz die die Möbel auszeichnet auf Häuser zu übertragen und die Häuser mit einer guten Wärmedämmung ausstattet seh ich da durchaus Potential.

     

    Allerdings muss ich auch die HBauO zitieren:

    §9

    (1) Bauliche Anlagen müssen nach Form, Maßstab, Verhältnis der Baumassen und Bauteile zueinander,

    Werkstoff und Farbe so gestaltet sein, dass sie nicht verunstaltet wirken.

     

    §9

    (1) Bauliche Anlagen müssen nach Form, Maßstab, Verhältnis der Baumassen und Bauteile zueinander,

    Werkstoff und Farbe so gestaltet sein, dass sie nicht verunstaltet wirken.

    (2) Bauliche Anlagen sind mit ihrer Umgebung derart in Einklang zu bringen, dass sie das Straßen-,

    Orts- oder Landschaftsbild nicht verunstalten oder deren beabsichtigte Gestaltung nicht stören.

     

    Daraus ergibt sich das, selbst bei geändertem Bebauungsplan (oder anderem Standort) die Ikea-Häuser relativ einfach blockiert werden können.

  • K
    KillerCat

    Wieso meinen Bürokraten eigentlich immer anderen Leuten vorschreiben zu können was ihnen zu gefallen hat??? Nur weil es Fränkie-Boy nicht gefällt, sollen andere Leute nicht die Häuser bauen können die ihnen gefallen? Basierend auf einer Schwarz-Weiss Kopie? Ohne die Häuser in echt gesehen zu haben? Ich glaub es hackt! Gehts noch willkürlicher???

     

    Ich finde die IKEA Häuser sehr, sehr schick. Halt skandinavisch.

     

    Jeder sollte sich das Haus bauen können, so wie er will. Soweit es sicher ist, dh. nicht einsturzgefährdet ist, muss alles andere dem Staat egal sein.

     

    Armes krankes Deutschland. Wie ich dich hasse.

  • R
    Ranjit

    Was genau berechtigt einen Architekten sein politisches Amt dazu zu missbrauchen Häuserprojekte anzugreifen, nur weil sie ihm nicht gefallen?

     

    Er muss ja keines Kaufen.

     

    Was mir nicht ganz einleuchten will ist:

    a) Warum "wehren sich Stadtverordnete" im Titel, wenn dann nur von einem einzelnen CDU Politiker die rede ist?

    b) Warum wird solchen Leuten eine Platform geboten?

    c) Und wenn sie zitiert werden, dann wäre doch auch nett zu wissen, wie man im Ort sonst so dazu steht.

    d) Die Position des Unternehmens wäre auch nett. So stehen Herrn Haderers Aussagen völlig absolut.

  • 2
    2idane

    Der Herr Architekt wird nicht der einzige bleiben, der aufheult. Ein regelrechtes Kartell der Baubranche (neinnein - keine Mafia, die gibt's ja nur in Italien) sorgt seit Jahrzehnten mit hochgepushten Baustandards und Mondpreisen dafür, dass Bauen in Deutschland ein geteiltes Geschäft bleibt: für Normalverdiener eine lebenslange Zinslast, für die eigene Branche aber eine Lebensversicherung.

  • M
    Monika

    Wie ist denn die Energiebilanz dieser Holzhäuser, also wie gut ist die Dämmung?

  • H
    Hans

    Wer sich die Entwicklung der Grundstückspreise ansieht, der stellt fest, dass sie in einigen Ballungsräumen regelrecht künstlich nach Obend gedrückt worden. In München, Frankfurt und Stuttgart sind Häuser, Baugrundstücke und Albestände so teuer, dass nicht mal die fleissigste Familie es je schaffen könnte, dort zu kaufen oder zu bauen.

    Und dann kommt hier ein Architekt und Politiker und beschwert sich darüber, dass IKEA in diesen Markt eindringen will. In Chemnitz sind 180.000 viel, aber nicht in Frankfurt oder München - dort würde das IKEA-Modell ganz gut die Spekulation und die Preistreiberei der eingesessenen Akteure durcheinander bringen.

    Ich denke mal, dass IKEA wieder Mal eine Lösung anbietet, die von den Defiziten der Konkurrenten lebt. Eine echte Lösung ist das nicht. Dazu müsste wohl der Staat die stetige Spekulation mit Grundstücken und Immobilien eindämmen. Aber das ist unwahrscheinlich, weil sich vor Ort immer wieder Bündnisse bilden, die sich gegen Neubauten, Neuausschreibungen und den damit verbundenen Investititionen finden.

  • A
    Andreas

    Was ist an den Häusern schlimmer als an den ganzen anderen Fertigkisten, die reihenweise z.B. das Berliner Umland verschandeln?

  • A
    ARE

    1. Über Geschmack sollte man nicht streiten.

    2. IKEA ist zu teuer!

  • P
    peter

    Härder wohnt bestimmt in einer villa, die nicht für 180000 zu haben ist. aber für leute, die sich sonst gar kein haus leisten könnten, ist das doch in ordnung.

     

    gruss, peter

  • R
    runzbart

    mir ist jetzt nicht ganz klar geworden, was genau die kritikpunkte an dem haus sind?

    in jedem neubaugebiet kann man solche "hasenställe", die angeblich sogar von architekten geplant wurden, sehen.

    das haus von der stange? wenn im gegenzug alle architekten verschwinden, die nur quader in die gegend stellen, so soll mir das nur recht sein.

  • C
    chramb

    Gibt sicher genügend Menschen die währen froh in Deutschland, die währen froh in so einem Hasenstall leben zu können.

  • KW
    Karl Werther

    Da fürchtet ein Lokalpolitiker wohl die Konkurrenz. Es wird ja niemand gezwungen diese Häuser zu kaufen - das geschieht freiwillig. Und wenn Sie so schlecht sind wie der Herr Architekt meint erledigt sich das Problem eh von alleine.

    Hat man den Mann eigentlich schon einmal im "Kampf" gegen "Hochhaussilos" gehört?