Umstrittene "Focus"-Fotomontage: Griechen ermitteln gegen Markwort
Der göttliche Stinkefinger: Wegen einer Aphrodite-Fotomontage und einem spöttischen Leitartikel haben sechs Griechen gegen Helmut Markwort und neun "Focus"-Autoren Strafanzeige gestellt.
BERLIN taz | Das Athener Landgericht hat Focus-Herausgeber Helmut Markwort sowie neun weitere Mitarbeiter des Magazins für den 29. Juni zu einer Anhörung in die griechische Hauptstadt geladen. Wie Handelsblatt und Tagesspiegel am Mittwoch berichteten, ermittelt die dortige Staatsanwaltschaft gegen Burdas Nachrichtenmagazin wegen Verleumdung, übler Nachrede und Verunglimpfung von griechischen Staatssymbolen. Darauf stehen bis zu zwei Jahre Haft.
Erstattet haben die Strafanzeige sechs Griechen. Anlass ist eine Focus-Titelmontage der griechischen Liebesgöttin Aphrodite mit ausgestrecktem Stinkefinger aus dem Februar 2010. Genüsslich beschrieb Focus in Ausgabe 8/2010 etwa in "2000 Jahre Niedergang" den Weg der Griechenlands von "der Wiege Europas zum Hinterhof Europas": "Die heutigen Griechen demonstrieren, dass sie auch kleinere Orte mühelos in einen Zustand kompletter Verwahrlosung versetzen können."
Markwort, damals noch Focus-Chefredakteur, zeigt sich von der Vorladung überrascht. Weder er noch der Verlag hätten bislang "irgendein Schreiben der Athener Staatsanwaltschaft" erhalten. Er sei "völlig gelassen".
Eine Vorladung erhielt nach Informationen des Tagesspiegel auch der Autor Klaus Bötig. Der ist zwar Verfasser mehrerer Reiseführer zu Griechenland und Ehrenbürger der griechischen Insel Kos – macht aber den Fehler, in einem zeitnah zum beanstandeten Focus-Titel auf focus.de erschienenen Tourismusstück, die Griechen als "sympathisches Völkchen" zu bezeichnen. Dieser Diminutiv soll ihm nun als Verunglimpfung ausgelegt worden sein. Ob Bötig zum Termin in Athen erscheine, sei unklar – zunächst wolle er prüfen, ob gegen ihn in Griechenland ein Haftbefehl vorliege, so der Tagesspiegel.
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