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Ulrike Almut Sandigfast dreizehn Fragen über Idomeni, 2016 ad

und was, wenn love doch nicht die answer ist? und was, wenn dove noch nicht das erste Blatt vom Boden liest und wiederbringt als Zeichen: Land in Sicht? und was, wenn überhaupt kein klares Tageslicht auf den Gewässern sichtbar ist, statt dessen lauter Männer, Frauen, Kinder, die versinken? und was, wenn kein schöner Deut in meinem Schland zu finden ist als gefiedert und geteertes Mitleid zum Verlinken, bis auch ich mein eigen Sprech vergessen tu? und was machst du so? ich ertrinke. das ist nicht sarkastisch gemeint. mein Gewissen und ich, wir sind nur spartanisch vereint. wir reimen Betroffenheitslyrik und rühren uns nich. wie lautet die richtige Frage? und was, wenn Idomeni die answer allein ist, mein Freund, die neue Art, zwischen die Stühle zu sinken? vertraut ihr mir oder nicht, fragte die Kanzlerin zwischen den Mühlen zurück und wartete auf Frage neun: wie lautet die glaubhafte Klage, damit ein Mann, eine Frau, ein Kind nicht wieder heimgeschickt wird? ich weiß nicht, was richtig und falsch ist. ich spreche vom Wühlen im unterkühlten Gewässer als einer neuen Form von Bewegung. wie war noch die Frage? und was, wenn dove doch keine Marke ist, die man beim Waschen der Hände in Unschuld vergisst? ruckedigu, Idomeni, Blut ist im Schuh. ich wasch meine Hände im Regen.

Ulrike Almut Sandig, *1979 in Großenhain, lebt in Berlin. Letzte Veröffentlichung: „Buch gegen das Verschwinden“ (Schöffling Verlag 2015)

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