Überwachungsstaat: Big Brother beobachtete Orwell
Der britische Erfolgsautor schrieb in seinem Buch "1984" über den totalen Überwachungsstaat - und wurde selbst vom britischen Geheimdienst ins Visier genommen.

LONDON dpa/taz Der britische Schriftsteller George Orwell - bekannt als Schöpfer des Satzes "big brother is watching you"- ist selbst jahrelang vom britischen Geheimdienst überwacht worden. Das geht nach britischen Medienberichten vom Dienstag aus geheimen Dossiers hervor, die jetzt erstmals Journalisten zugänglich gemacht wurden.
Danach wurde Orwell (1903-1950) bereits von 1929 an bis zu den Jahren des Zweiten Weltkrieges wegen mutmaßlich landesverräterischer Absichten und revolutionärer Ideen durch eine Spezialabteilung von Scotland Yard beobachtet. Der Vorläufer des Inlandsgeheimdienstes MI5 kam zunächst zu der Einschätzung, dass Orwell - mit bürgerlichem Namen Eric Arthur Blair - "fortgeschrittene kommunistische Ansichten" habe.
Später korrigierte ein Geheimdienst-Offizier namens W. Ogilvie, der Autor habe "nichts mit der Kommunistischen Partei am Hut und sie nichts mit ihm". Orwells Roman "1984", in dem der Diktator "Big Brother" allgegenwärtig ist und dessen Geheimdienst das Leben der Bürger bis in die intimste Bereiche kontrolliert, erschien 1949 - einige Jahre nachdem die misstrauische Beobachtung des Autors eingestellt worden war. Der Begriff "Big Brother" wurde später zum Synonym für totale Überwachung durch den Staat.
Orwell hatte sich 1937 während des Spanischen Bürgerkrieges vom glühenden Sozialisten zum scharfen Kritiker des Kommunismus und besonders des Stalinismus gewandelt. Seine Kritik an kommunistisch- diktatorischen Regimes kommt besonders in dem 1945 erschienen Roman "Die Farm der Tiere" zum Ausdruck.
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