piwik no script img

„Überstürztes Handeln“

■ Ärzte des Tropeninstitutes sind sauer

Die vor wenigen Tagen gegen ihren Chefarzt Manfred Dietrich verhängte Suspendierung weckt bei den Mitarbeitern des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) jetzt Widerspruchsgeist. Gestern meldeten sie ihre Bedenken an.

Daß sich bereits der nächste Skandal entwickelt, fürchten die Assistenzärzte: Nachdem Dietrich von der Gesundheitsbehörde wegen der angeblichen Fehlbehandlung von fünf Malaria-Kranken vom Dienst enthoben wurde, sei nun im BNI kein Tropenmediziner mehr zugegen, obwohl man dort alle intensivmedizinischen Maßnahmen garantieren müsse. Dadurch sei die haftungsrechtliche Situation der Mitarbeiter ungeklärt. Auch die vertraglich zugesicherte Weiterbildung in der Tropenmedizin können ohne Dietrich nicht mehr stattfinden. Kritik übten die Mediziner auch an dem Suspendierungsverfahren: Üblich sei, daß zwei Gutachten vorliegen müssen, die fehlerhaftes Verhalten nachweisen. Im Falle Dietrichs basiere die Entscheidung aber allein auf dem Münchner Gutachten.

Dieses von vielen „kompetenten Medizinern als wenig schlüssig gewertete Gutachten“, so die Stellungnahme der ärztlichen Mitarbeiter, habe dem BNI schweren Schaden zugefügt. Man habe den Eindruck, daß jetzt durch überstürztes Handeln die Öffentlichkeit beruhigt werden solle. Die organisatorische Einheit im BNI (ambulante und stationäre Betreuung sowie Forschung) sei aber einzigartig in Deutschland. Sie habe sich bewährt und müsse deshalb auch erhalten bleiben. sako

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen