Überschwemmungen in Pakistan: Nach dem Wasser fließt jetzt Geld
Für Pakistans Flutofper werden jeden Tag viele Millionen Dollar zugesagt und gespendet - sogar von Afghanistan. Doch noch immer warten viele Betroffene auf Hilfe.
Im pakistanischen Katastrophengebiet haben nach UN-Angaben viele der betroffenen 20 Millionen Menschen noch keinerlei Unterstützung erhalten. Etliche warteten noch immer auf dringend benötigte Hilfe, erklärten die Vereinten Nationen gestern. In den am schlimmsten betroffenen Provinzen Punjab und Sindh im Nordwesten des Landes haben Hilfsorganisationen zwar mit der Verteilung von Lebensmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung begonnen. Die internationale Unterstützung sei aber nicht ausreichend, kritisierten Hilfsgruppen und die britische Regierung. Viele obdachlose Opfer leben in provisorischen Lagern oder in überschwemmten Ortschaften.
Die Weltbank stellt der Regierung in Islamabad einen Hilfskredit von rund 900 Millionen Dollar (700 Millionen Euro) zur Verfügung. Nach vorläufigen Informationen seien durch die Überschwemmungen in Pakistan mehr als 720.000 Häuser zerstört oder beschädigt worden. Durch die Ernteausfälle gingen Einnahmen im Umfang von umgerechnet einer Milliarde Dollar (780 Millionen Euro) verloren. Das vollständige Ausmaß der Schäden werde sich aber erst feststellen lassen, wenn im September die Regenzeit zu Ende gehe. Die vor drei Wochen begonnenen Überschwemmungen haben rund 1.500 Menschen das Leben gekostet und etwa 700.000 Hektar Ernte vernichtet. Die Preise für Lebensmittel sind landesweit deutlich gestiegen. Experten rechnen mit Wiederaufbaukosten von bis zu 15 Milliarden Dollar. In der Provinz Sindh komme es in den folgenden 24 bis 48 Stunden vermutlich zu weiteren Überflutungen, warnten die Behörden gestern.
Das Nachbarland Afghanistan spendete am Dienstag eine Million Dollar (780.000 Euro). "Wir wollen unsere Solidarität und unser Mitgefühl für unsere Brüder und Schwestern in Pakistan ausdrücken", sagte Finanzminister Omar Sakhilwal in Kabul, als er dem pakistanischen Botschafter einen Scheck überreichte. Über die Annahme eines Hilfsangebots aus Indien von fünf Millionen US-Dollar hat Pakistans Regierung noch nicht entschieden. Die Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Atommächten, die be- reits drei Kriege gegeneinander geführt haben, gelten als fros- tig.
Die internationale Spendenbereitschaft nimmt zu. Die Zusagen zur Finanzierung des UN-Hilfsappells für Pakistan über knapp 460 Millionen Dollar stiegen gestern auf 182 Millionen Dollar, 44 Millionen mehr als am Vortag. Die US-Hilfe wurde von 62 auf 83 Millionen Dollar aufgestockt, die Zuwendungen aus dem zentralen UN-Hilfsfonds CERF von 16 auf 26 Millionen und die deutsche Hilfe von 10 auf 15 Millionen Euro.
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