Überraschendes Aus im Eishockey-Playoff: Die Eisbären brechen ein
Die Titelaspiranten sind völlig überraschend bereits in der ersten Playoff-Runde ausgeschieden - gegen einen absoluten Außenseiter. Der Trainer will trotzdem bleiben.
Vor den Eishockey-Playoffs hatte der Berliner Stürmer Sven Felski noch gesagt: "Die Vorrunde ist die Vorrunde. Jetzt haben alle die gleichen Chancen, weiterzukommen." Was nach der brillanten Vorrundenbilanz der Eisbären klang wie eine typische Sportlerfloskel, ist für die Berliner schon im Viertelfinale zur bitteren Wahrheit geworden.
Am Mittwochabend verloren die Eisbären im entscheidenden fünften Spiel zu Hause mit 2:6 (1:3, 0:1, 1:2) gegen den Außenseiter aus Augsburg. Damit ist der Titelverteidiger überraschend aus den Playoffs um die deutsche Meisterschaft ausgeschieden. Dabei waren sie als Favorit in diese entscheidende Phase gegangen. Die Eisbären hatten die Hauptrunde als Tabellenführer beendet - mit 123 Punkten und 25 Punkten Vorsprung vor dem Tabellenzweiten. Beides ist einmalig in der Geschichte der Deutschen Eishockeyliga (DEL).
Doch ausgerechnet die Augsburg Panther stoppten diese Erfolgsserie. Die hatten die Eisbären im September 2008 beim Eröffnungsspiel der neuen Mehrzweckhalle in Friedrichshain mit einem historischen 11:0-Sieg vom Platz gefegt.
Am Mittwochabend gingen die Eisbären zwar zunächst in der neunten Minute durch ein Tor von Kapitän Steve Walker in Führung. "In den ersten 10, 12 Minuten waren wir überlegen, haben aber keine Tore gemacht - und dann wieder eins kassiert", analysierte der Berliner Stürmer Stefan Ustorf. Der Vorrunden-Achte, der zuvor schon DEL-Rekordmeister Adler Mannheim bezwungen hatte, spielte dagegen wesentlich effektiver auf und antwortete mit drei Toren binnen drei Minuten.
Die Eisbären rannten in der Folgezeit gegen die Niederlage an. Doch ein überragender Dennis Endras im Tor der Gäste vereitelte auch beste Chancen. "Endres war der beste Mann der Serie", gibt Ustorf unumwunden zu. Augsburg nutzte seine Chancen besser und siegte letztlich verdient.
Trainer Don Jackson versuchte zwar, nach der Schmach nach vorne zu schauen. "Ich freue mich auf das nächste Jahr, ich kann es kaum erwarten", sagte er. Stürmer Ustorf beschrieb es besser: "Im Augenblick überwiegt die Enttäuschung. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns die Leistung gebracht hat, die er während der regulären Saison gebracht hat." In der Kabine habe lange Stille geherrscht, berichtete auch Eisbären-Sprecher Daniel Goldstein.
Dass dem Club nach dem frühen Ausscheiden Geld fehle, bestreitet er aber. "Wir werden so oder so zurechtkommen. Wir planen wirtschaftlich immer ohne das Weiterkommen", so Goldstein. Der Coach und ein Großteil des Teams würden zusammenbleiben. Allein Denis Pederson, der mit dieser Niederlage sein letztes Profispiel bestritt, wird den Verein verlassen.
Ein frühzeitiges Ausscheiden mussten die Berliner zuletzt 2007 verkraften. Damals scheiterten das Team ebenfalls als Titelverteidiger bereits in den Vor-Playoffs. Bis auf diese Ausnahme haben die Berliner aber seit 2004 jedes Jahr die Endspiele erreicht - und konnten ihre Saison 2005, 2006, 2008 und 2009 mit dem Meistertitel krönen.
Das Ausscheiden bedeutet für Ustorf allerdings nicht, "dass eine Ära zu Ende geht". "Das heißt nur, dass wir im Sommer alle umso härter arbeiten werden, damit wir in der nächsten Saison wieder vorne mitspielen."
Die Panther sind erstmals seit Gründung der DEL unter den letzten vier in den Playoffs. Ab Freitag spielen sie gegen den EHC Wolfsburg um den Einzug in das Finale. Im zweiten Halbfinalspiel trifft der ERC Ingolstadt auf die Hannover Scorpions, die sich ebenfalls mit einem 4:3 gegen Nürnberg durchsetzten.
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