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Überraschende KlimabilanzPalmöl-Sprit schlimmer als Diesel

Ein Bericht des UN-Umweltprogramms zu Biosprit zeigt: Unterm Strich fällt dessen Klimabilanz oft schlechter aus als bei fossilen Energien. Insbesondere beim Palmöl.

Verheerende Ökobilanz: Palmölplantage auf Borneo, wo vorher Urwald war. Bild: taz

NAIROBI taz | Es klingt wie ein Umweltengel auf vier Rädern: Ein Auto, das Agrodiesel aus Palmöl im Tank hat, stößt 80 Prozent weniger CO2 aus als ein Wagen, der mit fossilem Diesel fährt. Bilanzen wie diese haben die Herstellung von Diesel aus Biomasse seit der Jahrtausendwende von weniger als 1 Milliarde auf 11 Milliarden Liter jährlich steigen lassen. Die Bioethanol-Produktion kletterte um das Dreifache auf 52 Milliarden Liter.

Doch ein Bericht, den der Internationale Rat für nachhaltige Ressourcennutzung vorlegt, zeichnet ein anderes Bild. Die mehr als zwanzig Ökologen mit dem Deutschen Ernst-Ulrich von Weizsäcker an der Spitze berufen sich auf Ökobilanzen des federführenden Wuppertal-Instituts, die auch die Entstehung des Biosprits berücksichtigen. Rechnet man ein, dass in Malaysia und Indonesien, die zusammen vier Fünftel des Weltmarkts für Palmöl abdecken, Regenwald großflächig abgeholzt wird, wird aus der Positiv- eine Negativbilanz.

Demnach werden bei der Herstellung von 1 Liter Agrodiesel aus Palmöl keineswegs weniger, sondern 800 Prozent mehr Treibhausgase als bei Diesel aus fossilen Rohstoffen ausgestoßen. Handelt es sich bei der freigelegten Landschaft um ein Hochmoor, das viel Kohlenstoff im Boden gebunden hat, können es auch 2.000 Prozent mehr sein. "Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen kann auch durch den Einsatz von Düngemitteln mehr Klimagase erzeugen, als sie später einsparen", setzt von Weizsäcker nach.

Ebenfalls bedenkliche Zahlen haben die Wissenschaftler für Bioethanol aus Mais und selbst aus dem so sehr gelobten Jatropha-Strauch ermittelt. Der Anbau und die Verwendung von Mais emittiert pro Liter insgesamt 5 Prozent mehr Treibhausgase in die Atmosphäre als fossiler Diesel. Das liegt unter anderem daran, dass zur Verflüssigung große Mengen Strom gebraucht werden. Jatropha ist nur dann klimafreundlich, wenn er auf brachliegenden und andernfalls unbrauchbaren Flächen gepflanzt wird. Wird etwa Buschland umgewidmet, wird die Bilanz negativ.

Bilanz von Zuckerrohr-Sprit positiv

Nur das in Brasilien aus Zuckerrohr gewonnene Ethanol sorgt für Emissionseinsparungen von über 100 Prozent. Dazu trägt unter anderem ein Zonierungssystem bei, das die Regierung zum Schutz von Naturflächen eingeführt hat.

Hoffnung setzen die Experten nun vor allem in die Kraftstoffe der zweiten und dritten Generation, für die nicht extra Land bebaut wird. Agrotreibstoffe aus landwirtschaftlichen Abfällen haben eine positive Ökobilanz.

Bis solche Lösungen gefunden sind, steht Unep-Chef Achim Steiner vor der Herausforderung, einen Naturraubbau zu verhindern. "Es ist wichtig, dass wir in Zukunft klar unterscheiden zwischen Biotreibstoffen, die das Klima und die Umwelt schützen, und solchen, die das nicht tun", sagt er und fordert globale Standards und einen Zertifizierungsmechanismus. "Wir müssen sicherstellen, dass Länder mit Nahrungsmitteldefizit nicht unbedingt zu den ersten Großproduzenten von Biokraftstoffen werden", warnt Steiner.

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29 Kommentare

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  • P
    Pölbus

    Es wäre schon ein Segen, wenn sich hier alle raushalten würden, die Rapsöl aus heimischem Anbau nicht von Biodiesel aus Sojaöl unterscheiden können.

    Wenn man dann noch etwas von Landwirtschaft verstünde wäre das auch hilfreich beim mitdiskutieren.

     

    Bestimmt ist es das beste wir verbrauchen erstmal alle fossilen Erdölreserven und machen uns dann in aller Ruhe Gedanken wie es weitergeht.

  • KD
    Karl Drall

    EU-"Nachhaltigkeitsverordnung"

    Im Grunde ist die ganze Sache ohnehin egal, denn die restlichen Urwälder werden ohnehin komplett abgeholzt. In der EU-Nachhaltigkeitsverordnung haben die Lobbyisten durchgesetzt, dass sämtliche bis Ende 2008 vernichteten Regenwaldflächen als "Brachland" gelten. Palmöl von dort ist damit "nachhaltig" und wird mit höchsten Subventionen als "Öko"strom verhökert.

     

    Das Abholzen hat sich also gelohnt. Keine Frage, dass man nun auf den restlichen, nicht "zertifizierten" Flächen eben Palmöl für nicht energetische Zwecke anbaut.

     

    Das ganze ist eine dermaßene Verarschung, dass ich wirklich nur noch kotzen könnte.

     

    Leider kümmert sich die taz um das Thema nicht so wie sie es könnte und müsste. In der Redaktion fehlt es wahrscheinlich ein wenig am Willen und man trifft sich womöglich zu oft mit Ökostalinisten der Grünen Partei.

     

    Oder das Thema ist der taz ganz einfach nicht wichtig genug.

  • S
    shrinkhead

    http://www.csiro.au/files/files/phm1.pdf

    ist der Ursprung der 2000%

    Wird in dem unDokument auch zitiert (Seite 54: Beer et al.).

     

    Am Beispiel des australischen Ursprungsdokumentes kann man die Mechanismen, wie die Statistik frisiert wird schön beobachten. Im Vergleich

    Palmöl und Diesel wird z.B. in der Fußnote der Bilder darauf hingewiesen, dass beim Diesel CO2-Prozesse mit weniger als 2% nicht betrachtet werden.

     

    Bei Palmöl ist die untere Grenze hingegen 0.005%.

    Es wird bei der Untersuchung also von vorn herein

     

    für Palmöl 40.000% mehr Problem betrachtet.

     

    Auch wird in der Studie zwar ein Worst-Case-Szenario berechnet aber kein Best-Case. Best Praxis wäre z.B. die Aufforstung der dort zitierten:

    "3.1 million hectares of forest had been cleared ostensibly for plantation development, and only 303 thousand hectares had actually been planted."

     

    Das Land wird für Kurzfristgewinne mit dem Tropenholz geplündert und eine Palmplantage würde deutlich positiv wirken, allein schon durch

    das in der Pflanze für 25 - 30 Jahre bis zum Wiederaufforstungszyklus gebundenen CO2s.

     

    Die Erträge in der Studie sind deutlich zu niedrig. 2,5 MT Palmöl vom Hektar ist zu wenig - deckt sich aber mit den "Ergebnissen" der deutschen Gesetzgebungsmanufaktur www.ecologic.eu. Neuere Plantagen bringen nachweislich 5 - 7 Tonnen. 2,5 Tonnen schafft sogar eine einjährige Kultur wie Raps.

     

    Die Bilanz selbst und nicht der Biosprit ist außerordentlich schlimm und ein Zeichen kreativer Buchhaltung und Lüge durch weglassen. Journalismus ist das nicht - das würde bedeuten, das wichtige Fragen gestellt werden. Wem schaden denn Marktanteilsverluste beim Sprit? Wo sind die zweiten Quellen?

    off topic:

    http://video.forbes.com/fvn/charity/rockefeller-foundations-global-mission

  • A
    aso

    @ taz:

    „...Der wissenschaftliche Konsens ist, dass es einen anthropogenen Treibhauseffekt gibt...“:

     

    Man muß zwischen dem eigentlichen 2718 Seiten starken IPCC-Bericht und den (politisch manipulierten) Zusammenfassungen für Journalisten und Politiker unterscheiden.

     

    Konsens bedeutet hier: Über die Wahrheit wird abgestimmt. Die kritischen Meinungen aus dem dicken Bericht kommen nicht mehr zu Wort.

    Der wichtigste Denkfehler liegt in der Prophetie: Hellseherei und Aberglauben: der Blick in die Zukunft wird unter dem Etikett der Klimaforschung salonfähig.

     

    Dabei geben die Computer-Klimamodelle nicht die Erd-Bedingungen wieder, sondern den aktuellen Stand der Computer und Programmiertechnik.

    Schon die zentrale These, daß nämlich ein gesteigerter CO²-Gehalt der Erderwärmung vorausgehe entpuppt sich als Märchen der Klima-Religion:

     

    Der CO²-Gehalt steige immer erst NACH ihrer Erwärmung, so Prof. Ian Clarke von der Uni Ottawa, der die Klimageschichte anhand von Eisbohrkernen rekonstruiert.

    CO² verursacht also nicht den Klimawandel, sondern folgt ihm nach: im Abstand von ein paar hundert Jahren. Denn bei einer (konstanten) Erwärmung gasen die Oceane CO² aus, aber eben mit zeitlichem Abstand.

     

    Die etablierte Klimaforschung sitzt einem der fatalsten Irrtümer auf: sie verwechselt Ursache und Wirkung (Quellen: Britische TV-Doku: The Great Global Warming Swindle).

     

    Und nun zu etwas völlig anderem:

    Welche Karren fahren unsere grünen Spitzen-Politiker?

    Bitte mal auflisten, mit Spritverbrauch...

  • E
    esel

    in meinem kommentar unten am 20.10.2009 03:19 Uhr meinte ich mit "alle pkw und lkw" die des jeweiligen landes, z.b. senegal u.s.w.

  • KD
    Karl Drall

    Die taz-Redaktion sollte sich nicht unbedingt zum Wächter der Klimagemeinde aufspielen. Ich war ja auch begeistert als Al Gore seinen Film gebracht hat und man so schön auf den tumben Texaner schimpfen konnte.

    Indes gibt es aber auch Leute wie den streitbaren Professor Reichholf, der es sich ganz im Kant'schen Sinne erlaubt ("Was erlauben Prof. Reichholf?") eigene Gedanken zu denken.

    Er guckt in die Vergangenheit und entdeckt eine Reihe ungeheuerlicher Dinge, dass nämlich u.a. im Hochmittelalter auch Südbayern ein regelrechtes Weinanbaugebiet war.

     

    Man muss nicht alles sklavisch nachbeten was die Geschäftemacher in Sachen Klimahysterie einem alles vorgeben was man zu glauben hat.

     

    Ich rate also dazu ein wenig nach dem zu Googeln was Prof. Reichholf so alles geschrieben hat. Gut ist es auch ein wenig bei YOUTUBE nach dem Namen zu suchen. Es gibt dort einige Interviews die den Blick in die richtige Richtung lenken.

     

    Im Übrigen solle die taz wissen, dass es kaum etwas Dämlicheres gibt als die empfindlichen Bioressourcen der Erde damit zu "retten" in dem man sie platt macht. Das ist ja fast so wie bei den Amis welche die vietnamesischen Dörfer dadurch vor dem Vietkong "gerettet" haben, indem sie diese zerstört haben.

     

    Im Bezug auf Palmöl retten wir die Umwelt dadurch, dass wir gigantische Mengen CO2 bei der Rodung der Peatlands in die Luft blasen.

     

    Das ist wirklich extrem schlau...

  • AL
    Anna Luehse

    @taz: Warum wurde meine Erwiderung auf die Red.-Anmerkung nicht veröffentlicht? Vergessen?

     

    2. Versuch, gaaanz vorsichtig und stark gekürzt:

     

    taz verkündet: "Gemessen über mehrere Jahrzehnte aber wird das Erdklima wärmer werden."

     

    "... Auf der jüngsten Weltklimakonferenz vom 31.8.-7.9.2009 in Genf mit 1500 Klimaforschern, Politikern und Leitern von Umweltorganisationen als Teilnehmer verkündete dagegen der renommierte Klimaforscher Prof. Mojib Latif erstmals öffentlich, was Meteorologen, Klimaforschern, aber auch fachkundigen Internet-Nutzern schon länger bekannt war. Die Erde kühlt sich seit knapp einem Jahrzehnt wieder deutlich ab. Aber Latif sagt noch mehr: Es würde auch in den nächsten Jahrzehnten kälter statt wärmer werden.

    Mojib Latif ist Leiter des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften der Universität Kiel, Spezialist für Computer-Klimamodelle und renommierter IPCC-Autor."

     

    http://www.eike-klima-energie.eu/news-anzeige/global-cooling-paradigmenwechsel-des-ipcc/

     

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Das ist wieder so eine absurde Quelle, sorry. Sie verbreiten Unsinn über Herrn Latif. Was Mojib Latif sagt, ist in folgender seriöser Quelle, besser weitergegeben:

    http://www.newscientist.com/article/mg20327254.000-world-will-cool-for-the-next-decade.html

  • E
    esel

    die meisten kommentare hier triefen nur so vor stereotypen pauschalen und insoweit falschen urteilen. es hat gute gründe, dass es im taz text oben "...oft schlechter..." heißt, wobei das wort "oft" viele zu überlesen scheinen.

     

    der gute erste, unterste kommentar von bernie bringt mich auf ein beispiel, das dies hoffentlich verdeutlicht:

     

    wenn ein land wie z.b. senegal tausende hektar wüste (wieder)begrünen würde, und zwar mit mischkulturen, welche teilweise für biosprit verwendet werden, teilweise aber auch z.b. für nahrungsmittel, und wenn mit diesem sprit dann z.b. alle pkw und lkw fahren würden, statt mit zuvor importierten erdölderivaten (benzin u. diesel), dann wäre das ein beispiel für sozial u. öklogisch nachhaltigen biosprit.

     

    solche beispiele könnte es weltweit dutzende geben

     

    und: wüsten(wieder)begrünung darf nicht gegen den urwaldschutz ausgespielt werden. beides ist wichtig.

     

    schließlich: richtig ist, dass der treibstoff-verbrauch bei "uns" drastisch sinken muss!

  • I
    Insubordinatus

    Sorry, aber es ist wohl keinem intelligenten Menschen entgangen, dass es schlichtweg UNMÖGLICH ist, durch nachwachsende Treibstoffe für Verbrennungsmotoren den Energiehunger der Welt auch nur ansatzweise zu stillen - außer vielleicht um den Preis, dass fruchtbare Flächen der hungernden sogenannten "3.Welt" über eine neue und bereits existierende Form des Wirtschaftskolonialismus unserem Mobilitätswahn geopfert werden.

    Es ging nie um mehr als das (von uns nur allzu bereitwillig übernommene) 'gute Gefühl', denn geben wir es ruhig zu:

    Nachdenken gefährdet unser Gewissen!

    Und schlimmer noch:

    Nachdenken könnte zu Handeln zwingen!

  • L
    Lui

    Weitere Nebenwirkungen wurden hier nicht bedacht:

    Orang-Utans sind Nomaden, schon aus ernährungstechnischen Gründen.

    Nun wird Djungel aus ihrem Gebiet in Südostasien gerodet und eine Palm-Öl-Plantage eingerichtet.

    Nach einiger Zeit tauchen immer mal wieder Orang-Utans auf, weil es ja ihr Revier ist.

    Und...weia...sie essen sogar die heiligen Palm-Öl-Früchte.

    So werden von den Betreibern jeweils die Mütter und Väter erschossen und die Orang-Babies verkauft.

    An Bordelle, als Privatspielzeugtier für Reichen-Kinder oder für den Boxring usw.

    Viel Spaß beim Biosprit-verfahren!

  • HS
    Herrn Schmilz

    Die voluminösen Tanks der gefräßigen Allrad-Panzer besserverdienender Vorstadtprinzessinnen mit Palmöl-Essern, Mais-Essern oder anderen Lebensmittel-Abhängigen nicht nur in der Dritten Welt konkurrieren zu lassen gehört zu dem widerlichsten und perfidesten was sich die verlogene, grüngestrichene Bio-High-Society in den letzten Jahrzehnten herausgenommen hat.

    Neu ist daran allerdings wirklich nichts.

  • DM
    Doc Mison

    Es war von Anfang an klar, dass Biosprit der ersten Generation nie für die breite Massenanwendung gedacht war. Also mal ehrlich, wer hätte gedacht, dass wenn man Regenwald abholzt um dann nur aus dem Öl der Pflanze Treibstoff gewinnt, dass das nicht Klimafreundlich sein kann ?

    Erst die 2. Generation, bei der die gesamte Biomasse Verwendung findet wird interessant. Das war schon zu Beginn der Tests der Pflanzen der 1. Generation in nahezu jedem Artikel zum Thema zu lesen und nun sind einige sehr verwundert, dass es so gekommen ist.

     

    Davon abgesehen werden in absehbarer Zeit, die Rohstoffe knapper und wir müssen sowieso auf regenerative Industrie umstellen, und je eher wir das tun um so Schwankungsunanfälliger wird unsere Industrie werden oder ? Dass da bei der Erschliessung neuer Industrien bzw Technologien zu beginn Fehler gemacht werden war zu erwarten.

    Das war jedes mal so, wenn eine gute Grundidee auf unsere kapitalistisch organisierte Industrie trifft. (ich möchte das nicht als Kritik am Kapitalismus sehen, sondern als Punkt bei Einführung neuer Technologien, den es immer zu beachten gilt.)

  • H
    Hilde

    Nein, leider ist das nicht wirklich neu oder gar "überraschend", siehe die taz vor gut zwei Jahren:

     

    http://www.taz.de/nc/1/archiv/archiv-start/?dig=2007%2F06%2F07%2Fa0193

     

    Überraschend eher, wie lang man sich von der "Bio"sprit-Lobby und ihren Helfershelfern hat blenden lassen!

  • G
    Gerda

    Die Absurdität beginnt schon bei der Spritverschwendung: Nach der Ölkrise 1973 wurden sofort sparsamere Auto entwickelt. Ich kann aus eigenem Erleben bestätigen, dass der 1977 neu auf den Markt gebrachte VW-Passat meines Vaters nur ca. 5,7 Liter Normalbenzin pro 100 km verbraucht hat, gemäß mehrfacher eigener Messung kombiniert auf Landstraße, Autobahn, Stadt; dieser Wagen war ein niedrig und windschlüpfrig gebautes Auto, dass dennoch innen komfortabel groß war.

     

    Seit den 90er Jahren wurden wieder Wägen mit immer höherem Fahrzeuggewicht, Luftwiderstand und Verbrauch auf den Markt gebracht, bis hin zu den berüchtigten SUVs.

     

    VW und Audi stellten sogar den Verkauf ihrer besonders sparsamen Kleinwagen wegen Mangel an Nachfrage ein. Insofern ist auch der sog. Verbraucher massiv Schuld am hohen Kraftstoffbedarf.

     

    Anscheinend ist es nicht möglich, ökologisch heikel Produktionsbereiche und Märkte wie PKW einfach dem Markt und dem oberflächlichen Kundengeschmack zu überlassen.

  • AA
    Albert Anglia

    Die Öko-Schickeria fühlt sich wohl mit Bioethanol.

    Für Pkw mit Palmöl, Mais und Zuckerrohrantriebe

    zahlt der Mittelstandsgrüne einen guten Preis

    und bekommt dafür der Bündnis90-Leute Liebe.

     

    Guter bürgerlicher Mann,

    hast du denn auch

    an eine Öko-Versicherung gedacht,

    wenn über Nacht

    die Regenwälder umgebracht???

  • AD
    Axel Dörken

    Danke, Anna Luehse!

     

    15 Millionen Menschen verhungern jährlich und wir suchen noch immer nach Lösungen im BIO-Sprit-Bereich?

     

    Energie-Effizienz und Einschränkungen bei der Mobilität täten der Natur sehr gut. Und der Menschheit auch. Vielleicht fänden so mehr Mensche wieder den Weg zu sich selbst, als durch die Gegend zu reisen, um vor sich selbst zu flüchten.

     

    Liebe Grüße

    Axel

  • M
    Martin

    Es gab kürzlich auf Arte einen hervorragenden Film, der den mit dem "Biosprit" verbundenen Wahnsinn aufzeigte. Auch die Grüne Bärbel Höhn wurde gezeigt, wie sie eine Palmölplantage besichtigte. Sie erklärte hinterher, nun auf Zertifizierung solcher Anlagen achten zu wollen, dann wäre alles okay. Auch grünen PolitikerInnen ist wohl das bequeme Leben wichtiger als ihre Glaubwürdigkeit.

  • AL
    Anna Luehse

    "Klimagas"? CO2 ist KEIN "Klimagas" (schwachsinniger Begriff).

     

    FAKTEN:

     

    Von 1998 bis 2008 ist die globale Temperatur um 0,2°C zurückgegangen.

     

    Der CO2-Gehalt der Luft ist seit 1998 um rund 20 ppm angestiegen.

     

    Damit ist die Propaganda der Zertifikatendealer (Carbon-Future trade / KLIMALÜGE) geplatzt.

     

    "Experte" ;-) :

     

    "In the vast majority of stations we did not see indications for a global warming of the atmosphere."

    H.J. Schellnhuber, Physical Review E68, 046133 (2003)

     

    Ich wünsche mir, daß die taz zur Abwechslung auch einmal UNABHÄNGIGE Wissenschaftler zu Wort kommen läßt und nicht ausschließlich korrupte, unglaubwürdige Treibhaus-Mafiosi und CO2-"Heuschrecken".

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Ihre Ausführungen entbehren jeder wissenschaftlicher Grundlage. Der wissenschaftliche Konsens ist, dass es einen anthropogenen Treibhauseffekt gibt. Diesem Klimawandel wird überlagert vom der natürlichen Schwankung des Klimas. Deshalb kann es dazu kommen, dass zwischendrin die Durchschnittstemperatur auch mal wieder etwas sinkt, obgleich der CO2-Gehalt der Atmosphäre zunimmt. Gemessen über mehrere Jahrzehnte aber wird das Erdklima wärmer werden. Leider.

     

    Gut sehen kann man das auf dieser Grafik (http://www.ipcc.ch/graphics/syr/fig1-1.jpg) des IPCC-Reports (IPCC ist das internationale Forschergremium, das im Auftrag der UN den Stand der Klimaforschung zusammenfasst). In der obersten Abbildung sieht man die Entwicklung der globalen Oberflächentemperatur seit 1850. Die einzelnen Messpunkte jedes Jahres sind als graue Punkte eingezeichnet. Die schwarze Kurve bezeichnet die gemittelte Entwicklung der Temperatur. Da kann man sehen, dass es immer wieder Abweichungen in beide Richtungen gibt. Die natürliche Schwankung eben. Der Trend aber ist eindeutig.

     

    Bei Ihrem Schellnhuber-Zitat bleibt völlig unklar, worauf es sich bezieht. Dafür findet man es überall auf halbseidenen Website der so genannten "Klimaskeptiker".

    Mehr zum Stand des Wissens in allgemeinverständlicher Form: http://www.mpimet.mpg.de/wissenswertes/faqs.html

  • S
    Smartass

    Bei Zuckerrohrsprit Einsparungen von *über* 100% ??

     

    Alle Achtung.

     

    sma

  • C
    Carlsson

    In der Printausgabe wirkt die Überschrift ungemein dramatischer, da sie sich nicht auf Palmöl bezieht. Leider wird immer vergessen, dass es auch in Deutschland Biosprit produziert wird, der durch solche Artikel bzw. Aufmacher leidet.

  • M
    MyBaum

    Überraschende Klimabilanz? Ich dachte mittlerweile wüsste jeder, dass wir den indonesischen Regenwald gleich zweimal verbrennen. Erst sitzen wir gemütlich auf Tropenholzstühlen im Garten und grillen mit Tropenholzkohle Rindersteaks, dann befüllen wir unser SUV mit Biosprit und fahren zum nächsten Ökodorf und kaufen direkt beim Biobauern um was fürs Klima zu tun.

    Der Autor des Artikels sollte noch mal ganz scharf nachdenken, die Studie noch einmal lesen und dann jemanden fragen, der sich mit Prozenrechnung auskennt! Wie kann denn beim Einsatz von Ethanol aus Brasilien mehr als 100% beim Co2 Austoß gespart werden???

    Lang lebe der Qualitätsjournalismus!

  • IM
    Ian McMulloch

    ... und wo ist die Neuigkeit?!

     

    Jedem halbwegigen Insider ist seit etwa 2 Jahren klar, dass die Idee von Biosprit eine höchstgefährliche ist.

     

    Nicht nur - wie Hagen Rether feststellte - dass wir nun "deren" Nahrungsmittel/Lebensraum vertanken, weil es ja auch "deren" Öl war, von dem unsere Ökonomie gezehrt hat, sondern auch funktionierende Ökosysteme abholzen und aberwitzigerweise von der EU indirekt subventioniert so genannten grünen Sprit auf die billigste mögliche Art - Palmplantagen - anbauen.

     

    Keine gute Idee. Schön, dass sich das rumspricht. Nur leider viel zu spät... Wahrscheinlich wird das Käseblatt mit den vier großen Buchstaben das demnächst auch mitkriegen und dann heißt es wieder "wir wussten ja von nichts...".

     

    Dabei war man in der Politik - zumindest, wenn man sich nicht nur von Lobbyverbänden zusäuseln ließ - durchaus von den Risiken informiert, sogar weit bevor man überhastet die weitreichende Förderung/Subventionierung von Biosprit beschloss.

     

    Wer Kinder im Alter zwischen 14 und 18 Jahren hat, sollte mal bei denen nachfragen, wenn diese im Erdkundeunterricht nicht schlafen und für den Lehrer selbes gilt. Dann wird man feststellen, dass das Problem unseren jüngsten sogar schon von der Politik gewollt vermittelt wird. Welch Paradoxie.

     

    Und dann erklären Sie Ihrem Filius mal, warum ausgerechnet er jetzt der doofe sein soll, der unsere Fehler wett macht. Ganz ehrlich - Sie werden keinen Weg finden.

     

    Vielleicht werden Sie jetzt sogar schlucken und kurz darüber nachdenken, bevor Sie wieder in Ihr Auto steigen - aber Sie werden in Ihr Auto steigen. Und schon nach sehr kurzer Zeit vergessen haben, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Ihrem Willen zur Bequemlichkeit und der Zukunft Ihrer Kinder gibt. Und der Zukunft von Kindern überall auf unserem Planeten.

     

    Mir ist egal, wie ich lebe und sterbe. Aber ich will nicht vorzeitig das Leben meiner Kinder vorherbestimmt haben. Bedenken Sie das bitte!

     

    (Und ehe jetzt irgendwer meckert: Meine Fortbewegungsmittel nennen sich Fahrrad und Fuß und die gesellschaftliche Kritik geht vor allem gegen Stadtbewohner, ferner ist aber auch im ländlichen Raum häufig möglich, den öffentlichen Nahverkehr in Anspruch zu nehmen.)

  • RB
    Reinhard Behrend

    Wissenschaftliche Erkenntnis allein kann offenbar Palmöl nicht mehr stoppen. Aktuelles Beispiel: trotz der klimaschädlichen Wirkung betankt die Deutsche Post DHL Lkw's mit Palmöl. Protestaktionen finden sich auf www.regenwald.org

  • V
    vic

    Pardon, aber das ist nun wirklich nichts Neues.

    Für Biosprit wird der Planet "entlaubt", und das ist bereits unglaublich weit fortgeschritten. Wir, die wir uns das Recht zur Umweltvernichtung nehmen um unser KFZ stets fahrbereit zu haben,

    müssen begreifen, dass der Verbrennungsmotor lieber gestern als heute eine Alternative braucht.

    Wer hochtechnologische Waffen herstellen kann, sollte das doch hinkriegen, oder?

  • SR
    Stelvio Ravasio

    Brasilianisches Zuckerrohr-Agrodiesel soll über 100 % CO2 einsparen? Mal abgesehen von der physikalischen Unmöglichkeit (vielleicht meinte der Autor eine Halbierung); dass sich auch in Brasilien die Landwirtschaft in den Urwald frisst ist doch nachgerade bekannt. Dabei spielt es keine Rolle, ob ursprünglich für Soja, Viehhaltung oder Zuckerrohr gerodet wird - mehr Landwirtschaft = weniger Urwald = gleich gigantische Mengen zusätzliches CO2. Ist doch simpel...

  • T
    TypeO73

    Na, so überraschend ist die Klimabilanz ja nicht, wenn man die Berichte der Vergangenheit über Palmölplantagen gelesen hat.

  • GA
    Gehirn ANschalten

    Jeder mit auch nur ein paar Gehirnzellen konnte sich diese Negativbilanz eigentlich schon selber ausrechnen. Irgendwoher muss ja die Grundlage des "Biotreibstoffs" kommen, und wenn die vorhandenen Flächen nicht ausreichen, bzw. die Nachfrage enorm ansteigt, müssen neue Flächen geschaffen werden, durch Abholzen o.Ä. Die Regierungen, Industrien und Unternehmen könnten schon längst(!)einen alternativen Treibstoff gefunden haben, wenn nicht hinter jedem schon vorhandenen System eine große Lobby stehen würde, die die Öffentlichkeit dementsprechend beeinflusst. Aber wir lassen uns ja so gerne scheinbar tolle Alternativen anpreisen und vergessen, was wirklich dahinter steht.

  • S
    Sebastian

    Diese Rechnung entbehrt doch jeglicher Grundlage.

     

    Zum 1. ist in einschlägigen Quellen nachzulesen, dass auch Brasilien nicht vor der Zerstörung von Landschaftsgebieten halt macht, um von Energielieferant Zuckerrohr zu profitieren.

     

    Zum 2. Erscheint mit die Rechnung sehr einseitig. So stellt sich mir die Frage, ob auf der fossilen Seite auch Rechnungen für die Herstellung von Bohranlagen, die Bezahlung der Arbeiter, dem Materialverschleiss, den Transport von Bohranlagen, bzw später dann von Öl. etc pp eingerechnet wurden. Desweiteren ist diese At und Weise der BErechnung nicht zielführend. Es darf nicht darum gehen, nachwachsende Rohstoffe auf Grund der derzeitigen Situation zu verurteilen. Vielmehr muss es das Ziel sein sich die Frage zu stellen, WAS notwendig ist, damit die Ökobilanz von Palmöl verbessert wird.

  • B
    bernie

    Ein guter Artikel. Zu sehr vernachlässigt wird bei der Debatte aber bisher die Chance, den Stop des weltweiten Wüstenvormarschs oder sogar dessen Umkehrung zu kombinieren mit nachhaltiger Erzeugung sowohl von Lebensmitteln, als auch von Energiepflanzen, "nachhaltig" sowohl im sozialen, wie auch im ökologischen Sinn. Kombinierbar wäre dies auch mit dezentralen Anlagen von Wind- und Solar-Energie. Immerhin verliert z.B. allein der Senegal jedes Jahr ca. 50.000 Hektar Land an die Sahara.

     

    Nötig wären endlich (1.) effektive Maßnahmen zum Schutz der letzten Urwälder (z.B. ein Verbot des Handels mit allen Produkten daraus, inklusive Karton, Papier, Seife, pflanz.Öle für Nahrungsmittel u.s.w. die auf Kosten von Urwäldern, die noch vor 10 oder 20 Jahren existiert haben, erzeugt werden),

    aber auch (2.) eine massive Unterstützung zum Stopp der Wüstenausbreitung, die oft so tückisch ist, weil sie "schleichend" geschieht, z.T. in Verbindung mit Überweidung (z.B. auch in Ost-Patagonien) und zugleich dem Klimawandel (bei mehr als 2° Erwärmung würde sonst z.B. ganz Botswana zu Wüste, und das ist nur 1 Beispiel). Ein solches groß angelegte Projekt ist:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Afrikas_Gr%C3%BCne_Mauer_im_Sahel