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Überprüfen Sie Ihre Persönlichkeit jetzt selbst

■ An der wichtigsten spanischen Universität, der Madrider Complutense, lehrt ein Psychologieprofessor völlig ungeniert biederes rassistisches Gedankengut

Madrid (taz) – „Die Frauen sind schwach, wankelmütig, kokett und raffiniert, was Haß angeht.“ Außerdem finden sie Gefallen an Hausarbeit, Tratschillustrierten und Schönheitswettbewerben. So jedenfalls lautet die offizielle Lehrmeinung an der wichtigsten spanischen Universität, der Complutense in Madrid. Psychologieprofessor Guillerme Quintana legt den Studenten im dritten Ausbildungsjahr sein eigenes Werk „Die Psychologie der Persönlichkeit und ihre Störungen“ als Arbeitsgrundlage ans Herz. Und den Verkauf seines Werkes organisiert er per Sammelbestellungen zum Vorzugspreis von 25 Mark gleich selbst. Den schwachen Frauen stellt Quintana in seinem 463seitigen Buch die „männliche Persönlichkeit gegenüber, die sich aus den folgenden Bestandteilen zusammensetzt: körperliche Kraft, Primat des Verstandes über die Gefühle, Unabhängigkeit im Denken, Selbstvertrauen, Ambition, Verantwortungsbewußtsein, Genuß in der Liebe, Aggressivität“. Dies führe zu einem verstärkten „Interesse an mechanischen Aktivitäten, juristischen, wirtschaftlichen, politischen und militärischen Berufen“ und bedinge „Hang zum Abenteuer und Risikobereitschaft“. Natürlich nur, wenn der fragliche Herr der Schöpfung weiß und katholisch ist. Denn Moslems sind für den Professor „gewalttätig, einfältig, langsam und ungeschickt“, Menschen schwarzer Hautfarbe „den Weißen unterlegen“, „kindisch“ und „Feiglinge“.

Diese Weisheiten sollten die künftigen MusiklehrerInnen über die Weihnachtsferien büffeln, um sie dann in einer Prüfung im Fach Psychopädagogie wiederzugeben. Alle Proteste nutzten nichts. „Das ist meine Theorie, und keiner kann mich zwingen, eine andere zu vertreten“, beschied Professor Quintana kurz und bündig. Zwei seiner Studenten wußten sich nicht mehr anders zu helfen und trugen das Werk kurzerhand zur Redaktion der größten spanischen Tageszeitung, El Pais. Die Journalisten lüftten mit zwei ganzseitigen Artikeln den Muff unter den Talaren. SOS- Rassismus prüft Klagemöglichkeiten gegen den Professor, denn Rassismus und Ausländerfeindlichkeit werden vom spanischen Strafgesetzbuch als Vergehen geahndet.

Quintana läßt jeder Rummel kalt. Seine Theorie ist bombenfest. Wer etwa anderer Meinung ist als der Professor, gehört zu einer Gattung Mensch, die Quintana als „Fortschrittliche“ qualifiziert. Dieser Menschenschlag zeichnet sich durch ein „flüchtiges, zerbrechliches oder schwächliches, wankelmütiges und inkonsequentes“ Verhalten aus.

Der Professor selbst dagegen hat als Konservativer das Glück, zu denen zu gehören, die über eine „solide, tolerante, an festen Kriterien orientierte, ernsthafte, stabile, mit Sinn angereicherte“ Persönlichkeit besitzen. Reiner Wandler

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