Übernahmeangebot für HRE-Aktien: Bund will für faule Papiere zahlen
1,39 Euro bietet der Bund für Aktien der maroden Immobilienbank HRE. Das ist etwas mehr als erwartet - doch Großaktionär Flowers möchte trotzdem nicht verkaufen.
Mehr drin als erwartet: 1,39 Euro pro Stück bietet der Stabilisierungsfonds der Bundesrepublik (Soffin) den Aktionären der Hypo Real Estate (HRE). Darin enthalten ist eine Prämie von zehn Prozent auf den gesetzlichen Mindestpreis. Diesen Bonus erklärt der Soffin am Gründonnerstag damit, dass er auf freiwilliger Basis die Bank vollständig übernehmen wolle. "Dies ist eine Gelegenheit für die HRE-Aktionäre, zu einem attraktiven Preis aus dem Investment auszusteigen", hieß es in einer Pressemitteilung.
Ebenfalls in Kraft trat am Donnerstag das Bankenenteignungsgesetz, das auf die HRE-Übernahme zugeschnitten ist. Es legt als Mindestübernahmepreis einen Zwei-Wochen-Durchschnittspreis fest, der für die HRE bei 1,26 Euro liegt. Das Gesetz würde dem Bund auch ermöglichen, die Aktien der HRE-Aktionäre für diesen Preis auch ohne deren Zustimmung zu kaufen, das heißt, die Aktionäre zu enteignen. Die Entscheidung des Soffin ein freiwilliges Übernahmeangebot mit Prämie zu machen, liege an dem Ziel, die Stabilisierung des Finanzmarktes auf privatwirtschaftlichem Wege erreichen zu wollen, so weit möglich, sagte Hannes Rehm, Vorsitzender des Soffin. Insgesamt beläuft sich das Angebot auf rund 290 Millionen Euro.
Für viele Aktionäre bedeutet dies trotzdem ein Verlust. Noch 2006 waren die Aktien für 57 Euro pro Stück gehandelt worden, allerdings lag der Kurs der Bank dieses Jahr vor den Übernahme-Spekulationen bereits bei einem Euro. Der Großaktionär J. Christopher Flowers, der etwa 25 Prozent der Aktien hält, war zu einem Kurs von etwa 30 Euro eingestiegen und möchte seine Aktien behalten. Zum Übernahme-Angebot sagte ein Sprecher: "Es gibt weiterhin eine klare Präferenz, als Aktionär im Unternehmen zu bleiben und insofern genauso behandelt zu werden, wie Aktionäre von Banken, die auch unter den Rettungsschirm mussten."
Durch Spekulationen ihrer Tochter Depfa war die HRE im September in Not geraten und musste bereits auf staatliche Garantien in Höhe von 87 Milliarden Euro zurückgreifen sowie auf 15 Milliarden Euro von privaten Kreditinstituten. Um eine Pleite abzuwenden, benötigt die Bank weitere Milliarden. Der Staat hält die Bank für systemrelevant und will sie nicht insolvent gehen lassen. Jedoch fordert er, für mehr Geld auch die Kontrolle der Bank zu übernehmen. Das Übernahmegesetz ermöglich erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Enteignung von Aktionären.
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