Über den Wolken...: Gift, Waffen, Bomben
■ Was Bremer so im Handgepäck haben
Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er viel erleben. Und wenn es nur die Tatsache ist, daß sein Nachbar bei der Zollabfertigung eine Pistole, Gasflasche oder ein Beil aus der Tasche gezogen bekommt. Das kommt nur im Krimi vor? Denkste. Das passiert bei jedem besseren Linienflug vom Bremer Flughafen.
Der Bundesgrenzschutz hat jetzt die Bilanz für das vergangene Jahr vorgelegt. Sie ließt sich wie die Liste einer heimlichen Aufrüstung über den Wolken. Allein 16 Menschen wollten sich von ihrer Knarre nicht trennen, sondern sie – ganz legal, mit Waffenschein – in die Kabine mitnehmen. In 29 Fällen mußten die Beamten von Grenzschutz „Munitionstransporte“ sicherstellen. Zwei Passagiere hatten so wenig Zutrauen in die Versorgung an Bord, daß sie sich nicht von ihrer Gasflasche trennen wollten. Sprengstoffe galten unter den Reisenden zwar als tabu, aber immerhin schlug das Auge des Gesetzes 21mal zu, um „Selbstlaborate“ nicht durchzulassen, aus denen man Sprengstoff hätte basteln können.
Insgesamt 1.035 BesitzerInnen von Spring- und Fallmessern und von Dolchen mußten überzeugt werden, daß die Brote in der Kantine schon geschmiert waren. 170 Menschen dagegen waren wohl auf Kleinholz aus, denn sie hatten Äxte und Beile dabei. Säuren, Benzin in Flaschen, entzündbare Stoffe, Geschosse, Wurfkörper und „Würgegeräte“ ergänzen das Angebot an Dingen, die am Flughafen die Lampen zum Blinken brachten. Und zur Erinnerung weist der Flughafen darauf hin, daß man radioaktive Stoffe, Gifte und Naßbatterien beim Urlaubmachen zuhause lassen sollte. taz
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